Frieden im Hause Abraham

Erschütterung + Hoffnungslosigkeit im "Gelobten Land" macht sich schon seit langer Zeit breit, weil die Aussicht auf Frieden in scheinbar unerreichbare Ferne gerückt ist. Ich frage mich jedes Mal, wenn ich wieder von Selbstmordanschlägen in Israel und deren Gegenattacken höre, wie die Menschen auf beiden Seiten damit leben: die israelische Bevölkerung in ständiger Angst, das Leben von Familienmitgliedern oder das eigene zu verlieren; die Menschen Palästinas in einem Kreislauf der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung gefangen, die manche zu diesen Anschlägen leiten.

Hoffnung taucht nur dort auf, wo ganz gezielt Vergebung + Vereinigung gesucht wird. Dies setzt natürlich konstruktive Handlungen voraus, vor allem der führenden Schichten. Um diese zu bewegen, gibt es einige Organisationen oder Einzelpersonen, die sich bemühen, die Trommel so laut zu "rühren", dass den feindlichen Nationen wie auch der Weltöffentlichkeit vordergründig bewusst wird, dass es eine Zukunft nur miteinander geben kann.

Als im November der Aufruf erging, kurz vor Weihnachten im diesen Sinne an der Friedenskundgebung in Jerusalem teilzunehmen, war mir bewusst: JETZT oder NIE!

Bei der Ankunft am Flughafen Tel Avivs um 04:00 waren Menschen verschiedenster Nationalitäten beim Check-In. Ich wartete ungefähr eine Stunde dort auf die Weiterreise ins Hotel nach Jerusalem, und lernte in kurzen Gesprächen einige Leute kennen, fast jeder aus einer anderen Nation. Die Dame am Check-In fragte als erstes, ob ich auch Teilnehmer an der Peace Rallye sei. Ich bejahte, worauf sie lächelte und sagte, es seien bereits so viele gekommen. Ich bemerkte: "Hoffentlich erreichen wir etwas damit!" Sie wurde sehr ernst und entgegnete: "Ja, hoffentlich!"

Im Hotel im Jerusalem stellten wir unser Gepäck auf die Zimmer, führten uns ein Frühstück zu und um 08:00 ging es zum Sightseeing zuerst auf den Ölberg, zur "Kirche aller Nationen" - Gethsemane und anderen Stätten. Zum Mittagessen fuhren wir nach Bethlehem, wobei die streng bewachte Grenze und ein Wechsel der Busse uns die brisante Lage erkennen ließen. In Bethlehem wurden wir auf Schritt und Tritt von Kindern und Männern verfolgt, die uns verschiedene Dinge verkaufen wollten. Unser Touristen-Führer erklärte, wie sich die Lage in den letzten 3 Jahren zugespitzt hat. Palästina leidet sehr unter der Abkapselung: der Tourismus und die gesamte Wirtschaft liegen fast brach.

Die Geburtskirche in Bethlehem war ein weiteres Highlight, das mich beeindruckte. Sie ist aufgeteilt in mehrere Bereiche, von denen jeder einer Religion gehört. Ein zukunftsträchtiges Symbol, sollte man meinen ...

Am 22.12.2003 war es dann soweit: die Peace Rallye begann mit einem Marsch vorbei an der Klagemauer zum Felsendom, wo Friedens-Kundgebungen gemacht wurden. Am Nachmittag gab es dann eine große Veranstaltung im Independence Park, der von Menschen verschiedenster Nationalitäten überlaufen war. Besonders beeindruckten mich die Vertreter, der abrahamischen Religionen, die mit einem Feuer die Botschaft des Friedens verkündeten, dass sicher ein jedes Menschenherz zum Brennen bringt. Auch zu sehen, wie die jahrtausendalten Feinde sich unter Freudentränen umarmen, war ein so ergreifendes Moment. Doch am tiefsten bewegt hat mich die Krönungszeremonie Jesu, in der Christen, Juden und Moslems gemeinsam Jesus als ihren König krönten. Diese Zeremonie soll die uralten Ressentiments der 3 Brüder beilegen und Frieden im Hause Abraham ermöglichen.

Frieden zu schaffen, wo schon soviel Hass + Zwietracht gesät wurde, ist wahrlich nicht einfach. Doch wenn die "Wahre Saat" fruchtbaren Boden findet, wächst und sich vermehrt, wird sie bald den Großteil der brachliegenden Felder erfüllen. Die Sehnsucht unserer Herzen ist maßgeblich.

Im Dank an die Initiatoren und Beteiligten der Friedensbemühungen

Manfred Zierl  -  www.zierl.info