1. Wie sie heiße? Wie alt sie sei, von wann sie
gebürtig, wo derzeit wohnhaft und untertänig, auch wes Religion sie sei?
Responsoria (Antworten der Vernommenen), Sch.:
1. Sie heiße Affra Schickhin, bei etlich und 60 Jahre alt, von Maria Zell aus
Steyrmark gebürtig, habe sich vor etlich und dreißig Jahren her in der
Schlatten bei Bromberg als eine haussäßige Untertanin, zu der Herrschaft
Kirchschlag gehörig, aufgehalten und wohnhaft gewesen, sei auch katholischer
Religion.
2. Ob sie verheiratet? Ob und wieviel sie Kinder habe?
Wo dieselben sich derzeit aufhalten?
Sch.: Sagt: derzeit sei sie nit
verheiratet, sondern war übers Jahr eine Wittib, habe vorher zwei Ehemänner
gehabt, mit denen sie neun Kinder erzeugt, davon fünf gestorben, die vier aber
noch im Leben sind; zwei verheiratete Töchter, deren eine sie ihr Haus und
Wirtschäftl nach ihres Mannes Tod übergeben, die andere aber hause auch zu
Bromberg auf einem anderen kleinen Häusel. Ein Sohn, so noch ledig, tut zu
Bromberg im Pfarrhof dreschen, der andere aller hat sich vor etlichen Jahren in
das Kriegswesen begeben.
3. Aus welcher Ursache sie allhier in das Landsgericht
geliefert worden?
Sch.: Sagt: sie wiße keine andere Ursach, als daß sie zwie Kristalle
(Glaskugeln) gehabt, darin sie allerhand Krankheiten und andere Anliegen der
Menschen, so sie zu ihr gekommen und Hilf und Rat begehrt, hat besehen und
sodann teils mit Ansprechen, teils mit unterschiedlichen Kräutern helfen und
auch vielmals das Verlorene den Leuten wiederum zuweg bringen können, weshalb
sie dann an unterschiedliche Orte geholt und sowohl den Leuten als auch dem
kranken Vieh geholfen hab, auch zu ihr oft so manches Jahr an die 100 Personen
um Rat kommen sind.
4. Wie lang es sei, daß sie die Kristalle habe? Und
von wem sie solche bekommen hat?
Sch.: Sagt: sie werde solche bereits an die 42 Jahr lang haben und hat ihr
solche ihr Bruder namens Joachim, seines Handwerks ein Maurer und zu Zell
wohnhaft, nunmehr aber vorlängst des jähen Todes gestorben, bei einem
Klampferer, so auch mit Tod abgegangen und ihr Vater gewesen, herausgeschickt.
5. Ob sie gleich gewußt hat, damit umzugehen? Und ob
sie alles, was sie gewollt, darinnen hat sehen können? Oder wer ihr hernach die
Kunst dazu, wie und auf welche Weise gelernet hat?
Sch.: Sagt aus: sie hat es anfänglich nit gewußt, sondern habe die Kristalle
drei Jahr lang gehabt und selbige nit können brauchen. Hernach aber sei sie
nach Maria Zell Kirchfahrten gegangen, die Kristalle mitgenommen und zu ihren
Bruder gekommen, den sie alsdann gefragt, was sie mit diesen zugeschickten
Kristallen tuen, und wie gebrauchen müssen?
Darauf hat er geantwortet: Du kannst es ja wohl gebrauchen, weil du ein neues
Sonntagkindl bist, allein du muß tun, was ich getan hab, nämlich dich dem
Teufel ergeben.
Darüber war sie anfangs erschrocken, wollte es nit tun, auch hat sie darüber
angefangen zu weinen.
Er hat sie doch endlich dazu beredet, sodaß sie ihren Willen darein gegeben hat
und hat darauf der Bruder den Teufel, welchen er gehabt, gerufen und gesagt: tue
Teufel du mein Kasperl und hilf meiner Schwester auch, wie du mir geholfen hast,
worüber der Teufel alsobald in Gestalt eines kleinen Tiers, wie eine Katz mit
breiten Pranken und Hörnern auf dem Kopf, gekommen ist und etwas schnoflig
gesagt: ja, ja, ich will ihr schon helfen.
Hab also auf diese Weis und mit diesem Anfang und der Hilf des bösen Feindes
hernach die Kristalle gebrauchen und die Krankheiten, auch besondere Anliegen,
sowohl bei den Menschen als auch beim Vieh wissen und helfen können.
6. Ob sie allen, so sie zu ihr gekommen sind, und
durch welche Mittel und Beistand hat helfen können?
Sch.: Sagt: nein, hab vielen helfen, vielen aber nit helfen können, hab keine
andere Mittel gebraucht als Kräuter und Rauchwerk, sowie das Ansprechen und
dies alles mit Hilfe des Teufels.
7. Was selbige für Kräuter und woraus der Rauch
gemacht gewesen, auch zu welcher Zeit und wie sie selbe dem Menschen und Vieh
gebraucht?
Sch.: Sagt: habe unterschiedliche Kräuter, nach dem der Zustand gewesen,
gebraucht, besonders aber Gliederkräuter, Hirsch- und Löwenzungen, Götter-
und Kundlkräuter, Waldherr, Baumwollkraut und andere mehr, so ihr nit alle
einfallen, davon sie auch das Pulver, wann die Kräuter dürr geworden, gemacht,
und welches gemeiniglich an einem Montag vor dem Sonnenaufgang den Leuten und
dem Vieh, so zwar wohl, daß die Leut gehört und vermeint haben, alles in dem
Namen Gottes zu tun, habe aber in der Stille vorher den Teufel zu Hilf genommen
und angerufen, angewandt und gebraucht.
8. Woher sie gewußt, diese und andere Kräuter, zu
einem oder anderen Zustand zu Recht zu sein und zum Gebrauch?
Sch.: Sagt: wann sie die Krankheit des Menschen oder Viehs gewußt, hat sie
ihren Geist gerufen, der hat ihr erstlich gesagt, woher der Zustand komme,
hernach hat er auch die Kräuter, welche sie dazu gebrauchen müße, genannt.
9. Warum sie teils Leuten und auch dem Vieh hat helfen
konnen? Teils aber nit?
Sck: Sagt: weil sie oft solches dem Begehrer nit hat zulieb tun woJlen, oft
aber, wenn sie ihren Geist gefragt, was diesem oder jenem sei, und wie zu helfen
wär, er ihr geantwortet, es wäre des Kranken seine Zeit schon aus und es
könne ihm nit mehr geholfen werden.
10. Wo sie hingegangen, wann sie den bösen Feind um
Rat gerufen? Und wie er ihr erschienen und mit ihr geredet hat?
Sch.: Sagt: wär auf ihren Boden gegangen, allda hat sie selbigen in einem Glas
gehabt und wenn sie das Glas genommen und gerufen, hat er sich gleich, als ein
kleines Männlein darinnen gezeigt und geantwortet.
11. Wie sie selbigen in das Glas bekommen und gebracht
hat?
Sch.: Sagt: ihr Bruder hat selbigen hineingeschafft und ihr, als sie bei ihm zu
Zell gewesen, mit herausgegeben.
12. Ob sie selbigen einmal herausgelassen oder ob er
ohne ihren Willen nit heraus könne? Auch, wie sie ihn erhalten und was sie
sonst tun hatte müssen?
Sch.: Sagt: sie hat ihn einmal herausgelassen, er aber ihrer Meinung nach nit
heraus hat dürfen, hab ihm auf Geheiß des Bruders immerzu Weizenkleiber, so
viel als in eine Faßlnußschale Platz hat hineingeben müßen.
13. Was sie dem bösen Feind für solch seine
anerbotene Dienst- und Hilfeleistung hingegen versprochen?
Sch.: Bekennt: sie habe, wie im 4. Artikel verstanden, ihm hingegen ihr Laib und
Seel versprochen und sein Zusein sich mit ihrem Blut verbinden müßen.
14. Wie und auf welche Weise, auch zu welcher Zeit und
an welchem Ort ist solche Verbindung geschehen? Ob sie solche schriftlich oder
mündlich, auch in wessen Gegenwart, getan, alles umständlich zu erzählen.
Sch: Sagt: nach dem, wie zuvor vermeidet, auf Rufen ihres Bruders der Teufel,
welchen er Kasperl, und auch hernach sie auch so genannt, an einem Samstag
abends beiläufig um 5 Uhr in des Bruders Haus, als sie allein in einem Zimmer
miteinander gewesen, gekommen, und sie angeredet, was sie ihm wolle hat sie
gesagt, er soll ihr helfen, wie er ihrem Bruder geholfen hat, darüber er
geantwortet hat, ja, wenn sie sich ihm ergeben, die Seel versprechen, Gott und
alle Heilige verleugnen wolle, sei er erbötig, ihr auch zu dienen und zu
helfen.
Also hat sie auf solches sein Versprechen, Gott und alle Heiligen angefangen zu
verläugnen und abzusagen und sich auf des bösen Feinds Geheiß in die rechte
Hand inwendig in den Ballen unter den kleinen Finger geschnitten, das Blut davon
in einen seichten Löffel von Zinn zurinnen lassen, von welchen sie etliche
Tropfen selbst hat eingenommen, das übrige aber dem bösen Feind hat geben
müßen, davon er ihres getrunken, und eingenommen.
Alsdann hat er ihr noch etwas, das einem Blut gleichgesehen hat, gegeben,
welches sie auch hat einnehmen müssen.
Als nun dieses geschehen, hat der Teufel gesagt: nun bist du mein. Sie hat
hingegen geantwortet: ei, so sei es, so bin ich halt dein und du bist halt auch
mein.
Und hat der böse Feind sie in Gestalt eines Mannsbildes mit einem weißen
Angesicht umfangen und ihr zum Gedächtnis drei Küsse auf die linke Wange
gegeben.
15. Wie lang ist der böse Feind bei ihr verblieben?
Was er ihr sonst gelohnt und sie miteinander getan und geredet haben?
Sch.: Sagt: er wäre von 5 Uhr bis Mitternacht bei ihr verblieben und hat ihr
allerhand schändliche Sachen vorgesagt und Künste gelehrt.
16. Was für schändliche Sachen der böse Feind ihr
vorgesagt hat? Und was für Künste er ihr gelehret?
Sch: Sagt: von allerlei Unkeuschheit, und er hat ihr gesagt, wie sie die Leut
und das Vieh, wann sie wolle, verderben und krank legen könne, daß sie
abdorren und verwelken müßen.
17. Ob sie hernach und an wem diese Kunst, die
Menschen und das Vieh zu verderben, probiert?
Sch: Bekennt: ja an sehr vielen Leuten und auch an Kühen, die sie nit alle mehr
wissen könne, die bekanntesten aber sind: ihre Nachbarin, die Marei, mit
welcher sie sich zerkriegt und sie hernach auf 3 Tag krank gelegt. Als aber der
3. Tag vorüber, habe sie erbarmt und wiederum gesund gemacht, wonach sie dann
noch eine gute Zeit lang gelebt und erst vor 6 Jahren an einer natürlichen
Krankheit gestorben. Ebenso habe sie ihren gewesenen Verwalter zu Krumbach,
Johann Francesco, aus der Ursache und dergestalt niedergelegt, daß er darüber
ganz närrisch wurde und fürchtete, endlich gar sterben zu müßen, weil er
gehört hat, daß sie einen Kristall habe, weshalb er ihr selbigen mit Gewalt
habe nehmen wollen. Deshalb habe sie dann, als er bei dem Herrn Pfarrherrn zu
Bromberg, wo er sich eine Zeit aufuielt und über eine Krankheit klagte, und
wiederum zurück nach Haus reiten hat wollen, habe sie, als er gegen des Paul
Webers Haus, allwo t hat reiten müßen, vorübergeritten, ihm in des Teufels
Geheiß und Namen, ein Pulver gestreut, der Meinung, daß er also voll Krankheit
werde, daß er nicht mehr von dem Roß steigen möge. Er sei darauf zwar nach
Haus gekommen und hat vom Roß absteigen können, aber gleich he mach ist
geschehen, wie sie es ihm vermeint hat. Zugleich habe sie ein krabatisch
(kroatisches) Weib von Traßmarkt, namens Traudl, welches zu ihr gekommen, ihren
zuhaus krank liegenden Mann gesund zu machen, und nicht eher von ihrem Haus
gehen wolle. Sie habe sie dadurch bös gemacht, weshalb sie gleichfalls
Krankheit gelegt, sodaß sie ganz hat sollen abschwinden, worauf sie dann auch
schon angefangen, zu erkranken. Hernach aber habe sie ihr wiederum geholfen,
indem die Traudl hab müßen ihr ein Hemd, so sie als kranker angehabt,
schicken, welches sie mit einer Gestalt eines Menschenhaares, so ihr der Teufel
gegeben, ebenso von Kräutern gemachten Rauch im Namen des Teufels geraucht und
selbiges Hemd wiederum zurückgeschickt, welches sie, Traudl, umgekehrt drei Tag
und Nacht hat anlegen und tragen, hernach aber in einem Wasser ausschwemmen hat
müßen. Dann, so hat sie auch ihre von dem bösen Feind erlernte Kunst an dem
Vieh probiert, und soviel ihr noch in Erinnerung, der Bänglin zu
Scheiblingkirchen ihre zwei Kühe auf 2 Tag also verderbt, daß sie anstatt der
Milch, Blut gegeben, doch endlich als sie sie um Rat gebeten, wiederum zu recht
gebracht. Zugleich hat sie eine Maierin zu Lackenbach vor vier Jahren, als sie,
die Schickin sich mit einer Jüdin zerkriegt, und die Maierin sich der Jüdin
angenommen, und sie derentwegen ausgescholten hat, all ihr Vieh nach und nach
dergestalt verderbt, daß zwei deshalb umgestanden, die übrigen aber nit allein
keine Milch gegeben, sondern auch angefangen zu erkranken und abzuwelken, jedoch
aber, als die Maierin sie derentwegen um Rat gebeten, wiederum geholfen, daß
die übrigen Kühe gesund geworden sind. Ebenso hat sie auch zu Hollenthon
jemand, deren Namen sie nit weiß, zwei Kühe krank gemacht und die Milch
genommen.
18. Was sie zur Verderbung der Menschen und des Viehs
gebraucht, woher genommen und wie gemacht hat?
Sch.: Sagt: der Maria, wie anfangs bemeldet, und dem Herrn Verwalter, hat sie
auf Geheiß des bösen Feindes einen Zahn von einem verreckten Vieh genommen,
selbiges gebrannt und zu Pulver gestoßen, alsdann in des Teufels Namen deses
Pulver an denjenigen Ort, allwo sie haben müßen darübergehen und reiten,
gestreut, dem krawatischen Weib aber hat sie tote Tiere, von deren neune in
einer Schale zu finden sind, auch auf Lehrung und Geheiß des bösen Feindes in
seinem Namen unter die Füß geworfen, und nit weniger hat sie auch die Kühe
mit dergleichen toten Tiefen verzaubert, welche sie ihren unter die Schinken in
des bösen Namen geworfen und dazu gesprochen, so weit als diese toten Tiere
verschwinden, so weit soll dieser oder jener Kuh die Milch verschwinden.
19. Ob sie nit selbst nächtlicherweile zu den Kühen,
wie und auf welche Weise gekomen ist, und selbige gemolken hat?
Sch.: Bekennt: ja, sie sei gar vielmal und auch bei obbenannten Kühen gewesen,
es hat's ihr Geist in der Nacht dahin gebracht, sie habe die Kühe in ihr
Fürtuch gemolken und damit, mit Hilf ihres bösen Geistes, heimgebracht,
hernach zu Haus in ein anderes Geschirr gesiehen und unter ihre Milch gerührt,
hatte aber wenig darum gebracht, sondern wäre das meiste zu Wasser geworden.
20. Ob nit selbige Leut, wenn sie gemerkt, daß Ihnen
ihr Vieh verzaubert, die Milch entzogen oder sie sonst nichts zusammenrühren
können, ihr dagegen etwas tun können, darum sie geplagt und erkranken müßen?
Sch.: Bekennt: mehrmalig ja, sei ihr 2 Mal geschehen, daß sie es am ganzen Leib
gebrannt und dann ausgeschlagen hat, endlich aber hat sie durch Hilf und Rath
ihres Geistes, mit Rauch ihr wiederum selbst geholfen.
21. Ob die im 16. Punkt vorangeregte ihr von dem
bösen Feind vorgesagten unkeuschen Dinge nur in bloßen Worten oder auch
hernach in der Tat bestanden, indem sie etwa mit ihrem Geist oder sonst anderen
die Unzuch1 getrieben, auch sich fleischlich vermischt hat?
Sch.: Sagt: sind nit allein in Worten, sondern auch in der Tat vollzogen worden,
und zwar mit niemand anders als mit ihrem Geist.
22. Wann? Wo und wie oft ist solches geschehen?
Sch.: Sagt: selbige Nacht als sie sich seiner ergeben, war es zwei Mal, wie oft
es aber hernach in diesen 8 .oder 9 Jahren geschehen ist, könne Sie die Zahl
eigentlich nit wißen. Das weiß sie wohl, daß es absonderlich und gemeiniglich
in den Quatembers (Vierteljahreszeiten) und neuen Sonntagsnächten, teils in den
Wäldern, teils auf den Feldern und Schaidwegen, wie nit weniger auch in ihrem
eigenen Bett, wann ihr Mann entweder im Dreschen oder Reifschneiden (reifes Korn
mähen) gewesen, geschehen ist.
23. Wie und auf welche Weise sie an selbigen Ort jedes
Mal gekommen sind?
Sch.: Sagt: ihr Geist habe sie jedes Mal selbst abgeholt und zu sich auf ein
schwarzes Roß gesetzt und mit ihr in alle Lüfte an den Ort, allwohin er
gewollt, ausgefahren.
24. Ob sie nit auch zu Zeiten Schmierwerk gebraucht?
Und damit ausgefahren sind?
Sch.: Bekennt: ja, anfänglich wohl, nach etlichen Jahren aber hat sie es nit
mehr gebraucht, sondern der böse Feind hat sie nur gleich so mit sich genommen
und fortgeführt.
25. Wer ihr solche Schmier gegeben, was dabei gewesen,
was sie dazu hat genommen, und hernach wie und auf welche Weis hat brauchen
müßen?
Sch: Sagt: die erste Schmiere hat ihr der böse Feind gebracht und hernach
gelehrt, wie sie es selbst machen könne, nämlich hat sie drei Elstern zu
Pulver brennen müßen und hernach ein Schmer genomen, Leinöl dazugegossen und
selbiges untereinander samt dem Pulver abgerührt, also daß, wann sie alsdann
hat wollen ausfahren, hat sie sich auf die Herdstatt in der Kuchl gesetzt, da
dann der böse Feind gekommen und ihr die untern Glieder damit geschmiert.
Hernach hat sie sagen müßen: "nun in Teufels Namen fahre ich aus, und
nirgends an" und habe also darüber sich jählings erhebt und sei durch die
Tür ausgefahren.
26. Was sie hernach selbig Ort miteinander getan? Ob
sie nur jedesmal allein oder mehrere ihresgleichen alldort zusammen gekommen
sind?
Sch.: Sagt: sie habe bald getanzt, bald gegessen und getrunken und hernach die
Unzucht getrieben, sind auch jedesmal von unterschiedlichen Orten viele Herren,
anher und Frauen samt Geistern mit und dabei gewesen.
27. Ob sie wiße, von welchen Orten sie gewesen und ob
jemand dabei gewesen, den sie gekannt habe? Auch wieviel von einem jeden Ort
dorthin gekommen sind?
Sch.: Sagt: sie wiße es anders nicht, als daß es der böse Feind, wann sie
gekommen sind, empfangen. Sie habe aber dabei einige Menschen nit erkennen
können, aus der Ursache vielleicht, weil sie vorher selbige Leut nit gekannt
hat und wann sie ihr auch jemand kenntbar einbilden könnte, sie doch gleichwohl
nit recht wißen oder eigentlich sagen konnte, daß diese oder jene auch dabei
gewesen waren, und dürfte sie dadurch bald einer Person ein Unrecht antun, da
der böse Geist betrügerisch ist. So sie nit gern tun wollte, und werden
dieselben etwa schon so wie sie an den Tag kommen.
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28. Was sie jedesmal alles zu Essen und Trinken
gehabt, wie und was sie gegessen und von wem bedient worden? Auch was für Musik
sie gehabt haben?
Sch.: Sagt: ein bratenes Fleisch haben sie gehabt, von dem ihr aber graust und
niemals hinunterbringen hat können, sondern heimlich weggeworfen. Was aber das
Trinken ansagt, wiße sie eigentlich nit, was es gewesen, und sind dem Schein
nach, bei einen mit schwarzen Tuch bedeckten Tisch gesessen und ein jeder von
seinem Geist bedient worden. Die Musik wiße sie nit, wer oder was es gewesen.
Es hat wohl etwas untereinand gelautet, aber nit auf die Weis als wie man es
sonst anderswo hört.
29. Wie und wes Gestalten haben sich ihre Geister
sehen lassen?
Sch.: Sagt: der ihrige sei bald in einem schwarzen, bald grünen, bald gelben
Gewand in Gestalt eines Mannsbilds, im Angesicht öfters schwarz als weiß zu
ihr gekommen und erschienen.
Vor
den Blutrichtern mit Kreuz und Krone
30. Wie lang solche Zusammenkünfte gewesen und sie
beisammen gewesen, und wie sie hernach wiederum nach Haus gekommen sind?
Sch.: Sagt: von ungefähr 11 Uhr an bis nach Mitternacht, hernach hat sie ihr
Geist wieder zu sich auf das Roß gesetzt und nach Haus in ihr Bett, bisweilen
waschnaß gebracht.
31. Ob nit ihr Mann oder jemand anderer gemerkt hat,
daß sie nit zu Haus sondern ausgefahren sei?
Sch. : Sagt: nein, hat's weder ihr Mann noch jemand anderer in Obacht genommen,
einmal aber, als sie ihr Geist aus Zorn, weil sie nit seines Willens tun wollte,
nur bis zur Haustür gebracht und einen Stoß gegeben, daß sie davon angefallen
und stehen lassen, hat sie müßen selbst hinauf im finsteren gehen und sich
niederlegen müßen, worüber ihr Mann verwundert war und gefragt hat, was für
ein Tumult sei und wer gehen tue. Sie habe geantwortet, sie wäre ein wenig
aufgestanden, dabei er es dann hat bewenden lassen.
32. Ob sie sich selbige Nacht, als sie hat sollen oder
wollen ausfahren, jedesmal zu ihren Mann gelegt oder wo sie geblieben, und was
sie getan hat?
Sch.: Sagt: sie hat sich jedes Mal und alle Nacht zu ihren Mann gelegt und
geschlafen, bis ihr Geist gekommen sei und sie aufgefordert hat.
33. Ob sie bei ihren Zusammenkünften nit von ihren
Geistern auch begehrt haben, allerhand Ungewitter, als Schauer, Sturmwind,
große Güsse, Gefrier und dergleich zu machen, auch hernach, wie und auf welche
Weise und an welchen Orten diese wirklich gemacht und geschadet haben?
Sek: Bekennt: ja, sie habe solches von ihren Geistern zu lehren begehrt, auch
wirklich gelehret und hernach unterschiedlich: und wenigstens habe sie bei 12
große Schauer helfen machen. Der meiste aber, den sie gemacht, ist bei Bromberg
und um selbiges Revier oder Gegend niedergegangen, welches alles, was er
angetroffen, niedergeschlagen und verderbt hat. Ebenso hat sie auch den
jüngsten großen Schauer, den sie an einer Pfingsttagnacht bei ihrer, bei den
drei Bäumen oberhalb des Föhrenwaldes unweit des Neustädter Marksteines
gehabten Zusammenkunft zu machen miteinander entschlossen und hernach am Samstag
darauf zu Abend zwischen 5 und 6 Uhr vollzogen machen helfen und waren sie
samtselb dreißig mit und dabei gewesen. Sie sei vor dem Schauer auf einem Roß
mit ihrem Geist voran geritten und den Schauer geführt, die anderen aber teils
auf Ofenschüßeln, teils sonsten unterschiedlich nachgefahren, viele aber sind
als Jäger mitgeflogen. Ingleichen hat sie unterschiedlich große Sturmwind und
unter anderem auch vor ungefähr 12 oder 13 Jahren den großen Sturmwind in den
Sticklberger Wald helfen machen, darauf gleichfalls der ganze Wald verderbt und
die Bäume umgerißen worden sind. Wie nit weniger hat sie auch jähe große
Güsse, und erst diesen Sommer bei Wiesmath und allhier einen Niedergang helfen
machen und ist mit und dabei gewesen.
Die "peinliche" Befragung - das Foltern - begann in der
Regel mit dem Entkleiden der zu "befragenden" Hexe.
34. Wie und auf welche Weise sie bei Tag, da sie
dergleichen Zutun vorgehabt haben, zusammen und unbemerkt aus den Haus gekommen
sind?
Sch.: Sagt: sie habe gemeiniglich den Bucklkorb genommen und ist damit aufs Feld
gegangen, als dann, wenn es Zeit gewesen, sei der Böse gekommen und habe sie
gleich mit sich in die Luft davongeführt. Den Korb aber habe sie stehen
gelassen, und wann die Zeit vorüber war, hat er sie wiederum zu ihrem Bucklkorb
gebracht, den sie hernach mit Gras oder anderem angefüllt hat und damit
heimgegangen ist.
35. Ob sie es allezeit vorher gewußt hat, wann sie
hat müßen ausfahren, und ob sie allezeit - sie habe gleich wollen oder nit -
habe mit dem bösen Feind fort müßen?
Sch.: Sagt: sie hat's oft nit gewußt und sei der böse Feind oft, wenn sie auf
dem Feld gewesen ist, urplötzlich gekommen und hat sie weggefuhrt. Hernach
aber, als sie es gemerkt und ihr gemeiniglich, wann er hat wollen kommen, eine
Hitz und Angst vorher aufgestiegen, habe sie vielfalls, wenn sie nit gern
mitwollen, geschwind das Kreuz gemacht, nach welchem er ihr alsdann nit zukommen
hat können.
Die Fußfolter
36. Ob sie niemals in die Keller gekommen und den Wein
aus den Fässern getrunken, hernach die Fässer mit anderen angefüllt?
Sch.: Bekennt: ja, einstmals vor 12 oder 13 Jahren zu Eckenmarkt, als sie
alldahin zu dem Treiber Martl wegen seiner Krankheit geholt worden bin, war sie
samt - so ihr recht ist - sechzig anderen zu Nacht in des Rohrsteffl seinen
Keller gekommen und ihm ein ganzes Faß Wein ausgetrunken, aber das Faß leer
gelassen und nichts hineingefüllt.
37. Ob sie, als sie das erste Mal sich mit dem bösen
Feind verbunden und mit ihm in der Unzucht zu tun gehabt, noch ledig oder
verheiratet gewesen?
Sck: Sagt: sie sei schon verheiratet gewest und als lediger nichts dergleichen
gewußt.
38. Ob der böse Feind nit hernach den Beischlaf mit
ihren Männern verhindert hat oder wenigstens verhindern wollte?
Sch.: Sagt: nein, weil sie doch dann, wie gemeldet, 9 Kinder mit ihren Männern
erzeugt hat.
Das Fußbrett
39. Ob die Kinder alle zur heiligen Taufe gekommen
sind oder sie im Namen des Teufels getauft hat?
Sch.: Sagt: sie sind alle, sowohl die verstorbenen als auch die noch im Leben
vorhandenen, ordentlich zur heiligen Taufe getragen und getauft worden.
40. Ob kein Kind um ihre Künste und Zauberei gewußt
und sie es dem einen oder anderen gelernt hat?
Sch.: Sagt: nein, im wenigsten nit, und hat sie es oftmals bereut, daß sie dazu
gekommen sei. Sie könne auch ihrem Bruder, daß er sie dazu gebracht hat, keine
Gottesgnad nachsagen.
41. Ob sie, seit sie sich dem bösen Feind ergeben,
niemals gebeichtet und kommuniziert hat?
Sch.: Sagt: ja, hat vielmals gebeichtet und sei auch gespeist worden, auch
unterschiedlich auf Kirchfahrt gegangen.
Hexentreiben
42. Ob sie es auch gebeichtet, daß sie sich dem
bösen Feind ergeben, und ob sie einmal die heilige Hostie wiederum aus dem Mund
genommen und selbige verunehrt oder dem bösen Feind gegeben hat?
Sch.: Sagt: nein, hab's niemals gebeichtet, hab aber unserem Herrn jedesmal
recht empfangen und ihm Unehr nit getan.
43. Ob es der böse Feind niemals von ihr begehrt,
daß sie die heilige Hostie verstecken solle?
Sch.: Sagt: Ja, hat ihrs wollen befehlen, sie hats aber niemals getan, sondern
mit dem Beistand Gottes allzeit recht hinuntergenossen.
44. Ob sie allzeit recht gebetet hat? Oder ob ihr der
böse Feind auf eine absonderliche Weise zu beten gelernt und was sie gebetet
hat?
Sch.: Sagt: sie hat allzeit recht ihren Rosenkranz gebetet und hat ihr der böse
Feind niemals was anderes zu beten gelernt oder befohlen.
Hexenküche
45. Ob es ihr Geist gelitten und zufrieden gewest,
wenn sie dergleichen Andachten venichtet hat?
Sch.: Sagt: nein, er sei nit zufrieden gewest, hat ihr auch derentwegen nit
allzeit etwas gesagt, wann sie ihn hernach um etwas gefragt hat. Er hat sie auch
wohl oft derentwegen und besonders dann, wenn sie seines Willens nit werden oder
ausfahren hat wollen, hart geschlagen.
46. Wann? Wo und mit was er sie geschlagen hat?
Sch.: Sagt: mit einem Karabätz oder Ochsenziemer, gemeiniglich des Nachts, wenn
ihr Mann nicht daheim gewesen, und sie schon im Bett gelegen ist.
47. Ob sie eigentlich wisse, daß sie dazumal wirklich
wach gewesen und die Streiche empfunden habe.
Seh.: Sagt: ja, und sie sei oft genug blau und gelb am Leib gewesen.
Die "Tränenprobe": Bricht die Beschuldigte angesichts der Folterwerkzeuge nicht sofort in Tränen aus, ist sie eine Hexe. Weint sie vor Schmerz, ist das vom Teufel eingegeben und sie ist erst recht eine Hexe.
48. Wenn solches ihr Mann oder jemand anderer gesehen
und sie gefragt, was sie darauf geantwortet und wie sie sich entschuldigt hat?
Sch.: Sagt: wann's ihr Mann gesehen und gefragt hat, hat sie gesagt, es komme
vom schweren Tragen her.
49. Ob sie den bösen Feind nit zu gewißen Zeiten
aufs neue angeloben hat müssen?
Sch.: Sagt: ja, gemeiniglich zu Vierteljahreszeiten, wann sie zusammengekommen
sind.
50. Ob sie sonst nichts anderes, als oben bekannt,
schädliches getan, und nit etwa nächtlicherweil den Müttern in oder nach
deren Kindbett ihre Kinder entweder erwürgt oder sonst verderbt oder gar mit
hinweggenommen? Wann ist es geschehen? Wohin es getragen und was sie damit
angefangen hat?
Sch.: Sagt: sie wisse sich nichts anderes mehr zu entsinnen, und habe niemals
solche Gedanken gehabt, den Kindbetterinnen oder ihren Kindern etwas dergleichen
Gefragtes anzutun.
"Afra Schick reitet mit dem bösen Geist vor der Hagelwolke über den Neustädter Föhrenwald."
51. Ob sie denn diese ihre Kristalle-Kunst und
Zauberei gar niemand gelehrt oder jemand von ihr zu lehren begehrt hat?
Sch.: Sagt: sie wisse keinen, außer einen Mann, der ein Halter zu Schwarzau und
Michael heißen soll, den hat sie auf sein stetes Anhalten vor ungefähr 7
Jahren den Kristallgebrauch gelehret.
52. Wie er, Michael, zu ihr gekommen und sie miteinand
bekannt geworden und darüber zur Red gekommen sind?
Seh.: Sagt: als der Thomas Gamer zu Bromberg krank gelegen; hat er besagten
Halter, als welcher vorher auch zu verschiedenen kranken Leuten und Vieh geholt
worden, weil sie gehört, auch holen lassen, dazu sie dann sofort gekommen, und
als er gesehen, daß sie in einem Kristall seine ganze Krankheit zu erkennen
geschaut, hat er vermeldet, daß er auch einen solchen Kristall habe, könne
aber darin nichts sehen, worauf sie zu ihm sagte, er solle ihr's bringen und
sehen lassen.
Als er ihr nun solchen etliche Tag hernach gebracht und gezeigt, habe sie
festgestellt, daß es ein rechter Kristall wäre, wie sie selbst einen habe,
worüber er begehrte, sie sollte ihm es auch lehren zu gebrauchen. Sie habe
darauf geantwortet, sie könnte ihm's nit lehren.
Es wäre denn, daß er sich, gleich wie sie, dem Teufel vorher ergeben, und als
er nun gleich dieses Zutun sich erboten und sie beide dazumal allein beieinander
zwischen 11 und 12 Uhr Mittagszeit in einer Stuben bei dem Christoph Leuthner
ihren Nachbarn gewesen, hat sie ihren Teufel gerufen und gesagt, er solle
kommen, es wäre einer da, der sich ihm auch ergeben will.
Er war also gleich gekommen in Gestalt eines kleinen Männleins mit Hörnern und
Geißklauen, welchen er, Michael, auf ihr Geheiß 3mal angeredet und begehrt, er
solle ihm helfen, worüber der böse Feind gesagt hat, ja, er wolle ihm helfen,
wenn er sich mit seinem Blut verschreiben will, daß er wolle sein verbleiben,
also hat er, Michael, gesagt: ja, und sich darauf in den Daumen geschnitten, das
Blut in eine Nußschale rinnen lassen und alsdann damit auf einem Zettel sich
dem Teufel verschrieben und ihm das Zettel hinter sich an den Hals gehängt,
über welches, als sie noch solang, daß man ein Ei essen mochte, beisammen
gewesen und einander angeschaut, war der böse Feind wiederum zur Tür
hinausgesprungen.
"Hexen" zaubern den Hagel herbei.
53. Was sie beide hernach, als der böse Feind hinweg
war, miteinander geredet und getan und was er, Michael, ihr für diese Kunst zu
lehren, gegeben hat?
Sch.: Sagt: haben anderster hernach nichts getan, als allein er, Michael, ihr
hat wegen Lehrung der Kunst ein Ächtering (Achtel) Wein gegeben, welchen sie
miteinander ausgetrunken haben und alsdann voneinander gegangen sind.
54. Ob sie hernach nit öfters, wie und wo
zusammengekommen sind?
Sch.: Sagt: nein, sie hat ihn seither niemals mehr gesehen.
55. Ob sie beide einen Geist oder jeder einen eigenen
gehabt haben und wie sie mit Namen geheißen?
Sch.: Sagt: sie vermeint nit, sondern ihr Geist hat ihm alsdann einen anderen
zugegeben, der ihrige aber hat der schwarze Kasperl geheißen, den sie allzeit
also hat rufen müßen.
56. Ob sie sonst gar niemand ihre Kristallkunst
gelernt oder die Leut verführt und beredet hat, sich dem Teufel zu ergeben?
Sch.: Sagt: nein, sonst einigen anderen Menschen nit, hatte es auch diesem nit
gelernt, wenn er's nit selbst von ihr begehrt hätte.
57. Ob sie dies ihr Verbündnis mit dem bösen Feind
niemals gereut und gern wiederum von ihm wäre losgelassen?
Sch.: Sagt: ja, hab es wohl oft und vielmals heimlich bereut und wäre gern
losgeworden. Ihr Geist aber hat ihr's nit zugelassen. War daher froh, daß es,
ehe sie gestorben ist, an den Tag gekommen ist. Sie will alles gern widerrufen
und die Gnade und Barmherzigkeit Gottes ansuchen und bitten, ihre Sünden zu
verzeihen. Sie schließt auch damit ihre Aussage und bittet um Gottes Willen,
ihr möglichst an die Hand zu gehen, ihre arme Seele von dem bösen Feind zu
erledigen, und zu raten, wie sie sich dann Gott und der Obrigkeit nach deren
Gefallen mit ihrem Zutun, befehlen tut. |