Betrifft: "Welcher Ismus ist der Populismus?" von Christian Fleck (Der Standard 26.11.2016)
Immer öfter werden die Begriffe "Populist" und insbesondere "Rechtspopulist" als Kampfbegriffe zur Diffamierung einzelner Politiker verwendet. Dabei erinnern sich offenbar nur wenige, dass mit Populus das "Volk" gemeint ist und schon die römischen Politiker populistische Politik gemacht haben. Sie mischten sich auf Foren und Märkten unter das Volk (Populus) und hörten zu, was dieses beschäftigt, bedrängt, welche Sorgen es hat, welche Probleme, und griffen so dessen Stimmungen auf. Aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen machten sie ihre Politik für das Volk und nicht dagegen.
Durch die Nähe zum Volk entstand die Absicht, den Willen der Menschen umzusetzen – etwas, worüber sich unsere Eliten und Politiker schon lange keine Gedanken mehr machen. Populismus bedeutet daher, auf die Stimme des Souveräns zu hören und nicht, wie viele meinen, dem Volke nach dem Munde zu reden.
Unsere heutigen gewählten Regierungen (Volksvertreter) machen Politik für Eliten, Großkonzerne und sich selbst. Deshalb verlieren sie an Glaubwürdigkeit. Populistische Politiker, die im wahrsten Sinne des Wortes für das Volk, also populistisch, regieren, werden gewählt und populär. In diesem Sinne sollten alle Politiker populistisch werden, auch alle Parteien, vertreten in den Parlamenten, sollten populistische Politik machen.
Quelle: Der Standard vom 30.11.2016