Die hohen Erwartungen haben sich erfüllt. Mehr als 220 Besucher aus dem Bodenseeraum bis Tirol, München und Salzburg, interessierte Vertreter verschiedenster Glaubensrichtungen wie auch Persönlichkeiten der Schulen und des öffentlichen Lebens folgten der Einladung des Arbeitskreises für den Weltreligionstag - Geistiger Rat Bregenz und fanden den Weg in den Bregenzer Blumeneggsaal, um erstmals in Vorarlberg - wie auch sonst in über 80 anderen Ländern der Welt - beim Fest der Religionen und des interreligiösen Dialoges mit dabei zu sein. Eine Referentenauswahl mit großem Geschick, ein wohldurchdachtes Programm, geschmackvolle Einladungskarten und eine quantitativ wie qualitativ außergewöhnlich hochwertige Medienpräsenz bescherten bereits im Vorfeld durchwegs positive Überraschungen.
Der Aufruf zum Geist des gegenseitigen Wohlwollens und der Brüderlichkeit wurde allseits herzlichst erwidert. Das gewählte Thema Religionen gegen Gewalt bot grundsätzliche Ansatzpunkte und nahm gleichermaßen zur augenblicklichen Weltsituation aktuellen Bezug. Frau Christine Amon vom ORF Vorarlberg moderierte, Petra Linder-Schöch (Gesang), Elisabeth Marxgut (Klavier), Hossein Samieian (Flöte), Wolfgang Lindner und Daniel Kühne (beide Schlagwerk) musizierten.
In den Begrüßungsansprachen, dazwischen lasen sechs Kinder erlesene Zitate aus den verschiedenen Heiligen Schriften, hoben Vorsitzender DI. Atesch Bayat und Vizebürgermeister Prof. Albert Skala neben der Wichtigkeit dieser Veranstaltung die Notwendigkeit allgemeiner Gewaltlosigkeit und der gegenseitigen Zuwendung unter den Religionsgemeinschaften sowie die gemeinsame fruchtbringende Suche nach Übereinstimmungen hervor. Ins Gespräch Kommen bedeute, an die Tür des Du zu klopfen (Albert Camus), um gegenseitige Achtung und Wertschätzung zu erlangen. In der Folge wurden die einzelnen Referenten persönlich vorgestellt; sie nahmen am Podium Platz.
Dr. med. Roland Richter aus St. Gallen, Vertreter des gemäßigten Judentums, forderte den Verzicht des Ausschließlichkeitsanspruches, den Einbezug von Kultur und wünschte sich einen konkreten Themenkatalog für weitere Dialogrunden.
Der Buddhist am Letzehof Markus Getzner definierte Religion als die allen geistigen Dingen innewohnende Essenz, die es vor allem im individuellen Inneren zu entfalten gelte, und warnte vor problematischer Schwarz-Weiß-Überzeichnung von Gut und Böse Der Caritas-Seelsorger und katholische Pfarrer Mag. Elmar Simma aus Feldkirch rang um Verständnis für jene, bei denen die Wahrheitssuche zur Sucht zu werden drohe, und bedauerte, wenn andere wiederum daraus gewalttätiges Kapital schlagen würden. Er trat dafür ein, eine religiöse Heimat sein eigen nennen zu können, um darauf aufbauend Brücken schlagen zu können.
Der evangelische Pfarrer Mag. Wolfgang Olschbaur erwähnte eingangs die betroffen machende, religiöse Ineffizienz, Aggression und Krieg wirklich verhindern zu können. Andererseits wären eben die Friedenssehnsüchte zu artikulieren, ohne auch nur der Sprache Gewalt anzutun. Die Neugierde auf weitere gemeinsame Unternehmungen stimmten positiv.
Mag. Attila Dincer vertrat den Islam, der zur Zeit besonders unter Fanatismus, Unwissen und allgemeiner Fehleinschätzung leide. Von Machtpolitik instrumentiert wären Krisen unausweichlich, die Folgen fatal. Integration bedürfe des einfachen Zusammenkommens, um dauerhaft Angst, Hass und Gewalt allesamt zu überwinden.
DI. Kambiz Poostchi fokusierte den Zweck des Zusammenkommens, das Einheitliche in der allumfassenden Religion als gemeinsames geistiges Erbgut zu erkennen und umzusetzen. Der Mensch als Ebenbild Gottes sei in seiner Erkenntnisfähigkeit über den Kampf des Dschungels wie auch über täuschende Zerrbilder der Religionen erhaben. Es gelte, über die Erziehung einen neuen geistigen Kompass zu schaffen. Sein Vorschlag, den Religionsunterricht weniger konfessionell zu gestalten, erntete Beifall im Publikum.
Dieses kam auch zu Wort, z.B. wurden folgende Themen aufgeworfen: die weitere nötige Aufwertung der Frau, der Konflikt zwischen Arm und Reich, die Erhaltung der Welt und der Lebenswerte für zukünftige Generationen, das Geheimnis der wirklich eigenen Erfahrung und jenes über die Allmacht Gottes und vieles mehr.
Konkret gab es zwar keine ausformulierte Ideen, auf welche Art und Weise der nun begonnene Dialog weitergeführt werden könnte. Eine wohlbekannte Frauenstimme aus dem Publikum regte an, jedenfalls mit einem neuen Morgen zu beginnen.
Einschmeichelnde Flötenimprovisationen begleiteten - anschließend an zahlreiche Worte des Dankes an die Moderatorin, die Musiker und die Hauptorganisatorin Frau Sabine Tabernigg - das Gebet für den Frieden von Abdu'l-Baha, welches Frau Ingrid Bayat mit angenehmer Stimme vortrug; es war höchst erstaunlich, wie das Publikum nach vollen drei Stunden Programm noch immer wie gebannt zu lauschen vermochte. Das abschließende musikalische Feuerwerk mit virtuosen Perkussionswerken sorgte für einen beschwingten und gelungenen Abschluss.
Michael Neunteufel