Wien, im April 2004

Liebe große Familie der Spender und Helfer für die Notleidenden in Bosnien!

Vor zehn Jahren, im März 1994 fuhr ich zum ersten Mal mit meinem vollen Auto direkt ins Land Bosnien-Hercegovina. Ab 1991 fuhr ich zu den Vertriebenen zu Lagern in Kroatien. Es war Krieg, Krieg der 1994 schon zwei Jahre andauerte und noch zwei weitere Jahre dauerte. Sehr viel wurde zerstört. Zerstört an Gebäuden, an Brücken und vor Allem an Menschen. Viele Menschen, die vertrieben, gefangen, gefoltert, getötet wurden, leiden selbst oder deren Angehörigen noch heute, acht Jahre nach Kriegsende, sehr. Das Land wurde in vieler Hinsicht zerstört.

Viel wurde schon aufgebaut: Häuser, Brücken, Straßen, Moscheen, Kirchen und Tankstellen.

Es fehlt noch sehr an Industrie, es fehlt Arbeit, es fehlt ein Sozial- und Gesundheitsnetz.

Es gibt kein Arbeitslosengeld, kein Kindergeld, kein Krankengeld, keine Notstandshilfe, kein Pflegegeld. Ja, es gibt auch nicht jeden Monat das für die Arbeit ausständige Gehalt oder die auch erarbeitete Pension.

So unterstützen wir weil lebensnotwendig weiterhin:

Zwei Kriegswitwen mit je 4 Kindern (Saliha und Resarda) ,eine allein stehende Frau mit zwei Kindern (Sadic), zwei Familien mit je 5 Kindern (Mesic und Knezevic),eine Pflegemutter mit 5 behinderten Kindern(Mevluda), zwei alte behinderte Frauen (Jaga und Delfa), zwei kranke junge Frauen (Waisen) (Nermina und Safeta),das Waisenkind Sejfo im Kinderheim, die kleine operierte Samra und ihre frühgeborene Schwester Azra, die schwerstbehinderte Mirsarda mit ihrer fast blinden Mutter, Rukija mit ihrem seit Jahren bettlägrigen Mann und behinderten Sohn und Sevko, der an MS erkrankte kaum mehr bewegliche junge Mann.

Neu kennen gelernt haben wir den 16 jährigen ADIS in der 6. Kl. Gymnasium (dort die zweite Klasse ,da das Gym erst mit der Oberstufe beginnt),er hat 9 Geschwister, in einem Bergdorf, wo keine Schule ist. Er ist ein sehr guter Schüler und möchte Lehrer werden, aber die Eltern können die Miete für einen Schlafplatz in Kalesija (Gym) nicht bezahlen, sie können kaum überleben. 25.- Euro/ Monat kostet der Schlafplatz.

Neu kennengelernt, (das heißt sie haben uns lange gesucht)haben wir auch eine Familie aus Teocak mit 4 Kindern, eines davon behindert, das Haus noch immer mit Plastik statt Fensterscheiben, die ihre letzten Erdäpfel (Saatgut) aufgegessen haben um nicht zu verhungern und um Hilfe gebeten haben . Sie haben einen Acker, brauchen Saatgut für 1000m2 ca. 150 kg Erdäpfel, für 1000m2 ca. 15kg Mais …Zwiebel, Bohnen, Kraut, usw.

Für zwei Familien konnten wir im Feber einen Acker kaufen.

„Unsere Ziegen“ vermehren sich und sind auch Existenzgrundlage.

Koraci Nade das Therapiezentrum für behinderte Kinder, hat ganz große finanzielle Schwierigkeiten. Wie können sie die Kinder transportieren? (Auto !)

Der Kindergarten in Bistrica in Zentralbosnien braucht Fenster, Fußboden (es ist nur Erde, darüber Karton) Heizung und WC.

Ein Beispiel: Prof. am Gymnasium in Tuzla, verheiratet, fünf Kinder.

Ich habe den Originalgehaltsstreifen und das Foto von den dünnen Kindern!
Miete € 200.-, das heißt € 446.- zum Leben. Er sagt mir ganz leise: "Gegen Monatsende bleibt nichts mehr für Essen."

Es macht mir immer wieder Sorgen, wie es weiter gehen wird. Wen können wir fallen lassen? NIEMANDEN!!

Dank der vielen langjährigen Patenschaften in Österreich, dank der Spendern von Heilbehelfen, Schuhen, Kleidung, Schulsachen, Medikamenten, Schmuck, Osterkerzen, und vielen anderen Dingen die Freude bereiten, geht es doch weiter. Dank an die Menschen hier die mithelfen, sortieren, reinigen, verpacken, aufladen.
Dank diesmal an den Salzburger Verein "Bauern helfen Bauern", die uns beim Transport halfen.
Dank an die Fahrer der 147. und 148. Fahrt: Werner Biffl, Anton Polster, Roman Klementschitz, Marianne Frodl und Johanna Kammerlander.
Dank an die beiden bosnischen Studenten, Dalibor und Miroslav, die sehr viel an Kommunikation abnehmen.

DANK ALLEN, EINEN GUTEN SOMMER UND LIEBE GRÜSSE

annemariekury@hotmail.com