Dolomiten Nr. 44 (Donnerstag, 22. Februar 2007):
Jacob Hutter, die heutigen Hutterer in Amerika:
Brutal verfolgt und hingerichtet
Späte Versöhnung
Glaube: Vor 471 Jahren ist Jacob Hutter in Innsbruck brutal gefoltert und hingerichtet worden. Jetzt strebt ein Gesamttiroler Arbeitskreis die Wiedergutmachung an.
(doc) Man seilte ihn in eisiges Wasser ab, schnitt ihm den Rücken auf, schüttete Branntwein in seine Wunden und zündete diesen an. Schließlich verbrannte man ihn auf dem Scheiterhaufen - direkt unter dem Goldenen Dachl in lnnsbruck. Geschehen ist das vor genau 471 Jahren, am 25. Februar 1536, auf Anordnung der Kirche. Denn Jacob Hutter, geboren in St. Lorenzen bei Bruneck, hatte einen neuen, reinen Glauben gelehrt. Er und seine Anhänger orientierten sich streng an der Bergpredigt, lehnten Gewaltanwendung und Kriegsdienst sowie jegliche Machtstrukturen ab. Statt Privatbesitz proklamierte Jacob Hutter Gütergemeinschaften.
Damals wurden allein in Tirol rund 400 Hutterer hingerichtet. Ihre Verfolgung hielt in Europa jahrhundertelang an. Schließlich wanderten sie 1874 nach Amerika aus. Heute leben dort, in den USA und Kanada, noch über 40.000 Hutterer auf 465 Bruderhöfen in Gütergemeinschaft zusammen.
Jetzt soll ein Zeichen der Versöhnung gesetzt werden. Auf den Weg gebracht wird es von einem Arbeitskreis aus Süd- und Nordtirol unter der Leitung des Brixner Theologen Robert Hochgruber. Spät, aber doch. "Versöhnung", sagt Hochgruber, "hat immer die richtige Zeit." Derzeit weilen drei Hutterer-Ehepaare in Tirol. Sie werden mit beiden Landeshauptleuten und beiden Bischöfen zusammentreffen. Am Sonntag, dem Todestag Hutters, will man unter dem Goldenen Dachl seiner gedenken. Die Hauptveranstaltung "Versöhnungszeichen", zu der eine große Hutterer-Delegation erwartet wird, ist für Oktober 2007 geplant.
GESCHICHTE
Hutterer auf Versöhnungstour
Innsbruck/Bozen (APA) - 470 Jahre nach der blutigen Verfolgung soll im Herbst in Nord- und Südtirol ein Versöhnungszeichen der römisch-katholischen Kirche und der beiden Länder mit Vertretern der Hutterer gesetzt werden. Vertreter der reformatorischen Täuferbewegung aus Kanada weilten deshalb gestern in Innsbruck (im Bild), heute kommen sie nach Bozen.
Dompropst Florian Huber gestand "ein beträchtliches Maß an Schuld" der katholischen Kirche ein.
Die Versöhnung sei wichtig. Diese beginnt am Sonntag beim Goldenen Dachl - wo Jakob Hutter vor 471 Jahren verbrannt wurde - mit einer Gedenkveranstaltung.
Foto: APA/Diözese