Deganawida - ein indianischer Prophet und sein Einfluss
auf die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika *

Bei seinem zweiten diplomatischen Auftrag wurde Benjamin Franklin von König Georg II. von Großbritannien nach Albany in der Provinz New York gesandt. Dort sollte Franklin, zusammen mit mehreren anderen königlichen Beauftragten, das Bündnis mit den Indianern, den Indianerbund oder Liga der Sechs Nationen, festigen, um den Einfluss von Englands Feind Frankreich in Nordamerika zu untergraben. Doch bei der Albany-Konferenz ereigneten sich noch weitere wichtige Dinge. Unter anderem wurde deutlich, dass Franklins Regierungsvorstellungen stark von einem Indianer beeinflusst worden waren, der seit ungefähr dreihundert Jahren tot war.

Es war das Jahr 1754. Franklin war 48 Jahre alt. Er trug sein braunes Haar, auch wenn es allmählich schütter wurde, schulterlang. Er war elegant gekleidet, wenn auch nicht auffällig, und hatte einen aufrechten Gang. Vor sechs Jahren hatte er seine Druckerei, seine Versicherung und andere Geschäfte einem seiner Partner verpachtet, und mit den Einkünften daraus konnte er sich der Politik und der Naturwissenschaft widmen. In der Zwischenzeit war er ins Abgeordnetenhaus von Pennsylvania gewählt und zum stellvertretenden Postminister der Britischen Kolonien ernannt worden. Er gründete die American Historical Society und mehrere andere öffentliche und private Institutionen in Philadelphia.

Als sich Franklin auf eine Holzbank vor dem Haus von Gouverneur DeLancey setzte, wo die Konferenz am 4. Juni begann, erregte er erhebliches Aufsehen. Erst im Vorjahr hatte er internationalen Ruhm erlangt, als ihm von der Königlichen Gesellschaft in London für seine Experimente im Bereich der Elektrizität die Copley-Goldmedaille verliehen worden war. Er und die anderen königlichen Beauftragten trafen auf dieser Konferenz mit den Repräsentanten der meisten anderen Kolonien sowie mit ungefähr 150 indianischen Männern, Frauen und Kindern zusammen. Der Anführer der indianischen Delegation war der irokesische Sachem oder Häuptling Hendrick Peters. Hendrick war zu der Zeit ungefähr 70 Jahre alt. Er war eine majestätische Erscheinung, der geborene Führer. Über seine linke Wange verlief eine auffallende, durch ein Tomahawk verursachte Narbe. Als junger Mann war Hendrick sogar nach London gereist.

Die Konferenz wurde nach dem strengen traditionellen diplomatischen Protokoll der Irokesen abgewickelt. Gesänge und rituelle Texte wurden vorgetragen und Wampumschnüre ausgetauscht, um besonders wichtige Punkte zu unterstreichen. Allgemein war anerkannt, dass die Irokesen bei diplomatischen Verhandlungen den Europäern weit überlegen waren. Niemals unterbrachen sie einen Redner und beanspruchten natürlich die gleiche Höflichkeit auch für sich. Zur Unterstreichung von Abmachungen - auch wenn sie nicht so bedeutend waren - ließen sie ihr rituelles "Yo-hah" ertönen.

Dies alles war Franklin bekannt. Im Laufe der Zeit hatte er viel über die fortschrittliche soziale und politische Organisation der Sechs Nationen erfahren. Sein eigener Sohn William hatte an einer Vertragsverhandlung mit ihnen teilgenommen, die 175° in Ohio abgehalten wurde. Und mehr als zehn Jahre stand er im Briefwechsel mit Cadawallader Colden aus New York, der von der Liga als Autorität anerkannt wurde. Franklin hatte seine erste Unterredung mit Indianern in Carlise 1753 auf Ersuchen von Gouverneur Hamilton von der Provinz Pennsylvania geführt, und er hatte auf einen Blick erkannt, dass die Irokesen ihre Lebensweise der der Kolonisten vorzogen. Er sah keine Notwendigkeit, sie zum Christentum zu bekehren oder sie zu "zivilisieren". Statt dessen glaubte er, wie er drei Jahre zuvor in einem Brief an Gouverneur Hamilton geschrieben hatte, "dass ehrliches, offenes Verhandeln mit den Indianern, eine freundliche Behandlung bei allen Gelegenheiten und insbesondere passende Geschenke, die beste Möglichkeit seien, ihre Freundschaft zu gewinnen".

Als sich Franklin persönlich für sie einsetzte, befand sich die einst mächtige Liga in einer prekären Lage. Mehr als zweihundert Jahre hatten sie zwei der größten Weltmächte - England und Frankreich - widerstanden. Dies war ihnen aufgrund der geographischen Lage und ihrer einmaligen politischen Einheit gelungen. Aber als die stärker anwachsendeeuropäische Bevölkerung immer mehr von ihrem Land in New York und Pennsylvania Besitz ergriff, wurden die Irokesen vertrieben. Die Irokesen, die nach Jahrzehnten des Ausgetrickstwerdens durch "Feder und Tinte" und militärische Gewalt desillusioniert waren, waren zu der Zeit, als sie in Albany eintrafen, sehr aufgebracht.

Bei der Konferenz äußerte Hendrick seinen Ärger über die Art und Weise, wie die englischen Kolonien die Irokesen behandelt hatten, und warf dabei voller Verachtung einen Stab über die Schulter. "Ihr habt uns so über die Schulter geworfen und uns verachtet, während die Franzosen ein raffiniertes und wachsames Volk sind, das sich die größte Mühe gibt, uns zu verführen", erklärte er. In der Liga gab es nämlich durchaus Franzosen-Symphatisanten, was zu den internen Rivalitäten beitrug und den Zusammenhalt gefährdete. Doch gleichzeitig waren die zänkischen Kolonien keineswegs einheitlich. Connecticut lag sich mit Pennsylvania wegen Grenzstreitigkeiten in den Haaren. Virginia und New Jersey waren erst gar nicht zu der Versammlung gekommen. Und New York kämpfte vergeblich darum, seine Führerrolle in indianischen Angelegenheiten beizubehalten und die Konföderation zu beherrschen. Massachusetts, New Hampshire, Rhode Island und Maryland hatten alle ihre eigenen Vorstellungen. Aber die britische Krone erkannte, dass eine nach Westen gerichtete Expansion der Kolonien unmöglich sein würde, wenn die übriggebliebenen Irokesen mit den Franzosen ein Bündnis eingehen würden.

Viele unterschiedliche Daten sind für die Gründung des Irokesenbunds genannt worden. Doch alle weisen auf die Zeit um 1400 bis 1600 hin. Die Konföderation, die die Stämme der Mohawk, Onondaga, Seneca, Oneida, Cayuga und Tuscarora (die 1724 als Junior-Mitglieder aufgenommen worden waren) vereinigte, war eine einmalige, höchst perfektionierte politische Institution. Dies war die erste Regierung der Welt nach föderalistischem Vorbild, bei der interne Angelegenheiten jeder Nation selbst überlassen wurden, während übergeordnete Probleme der "nationalen Sicherheit", wie man sie jetzt bezeichnete, von einem Großen Rat beschlossen wurden. Allgemeines Wahlrecht, die Möglichkeit der Amtsenthebung von Beamten, Führer, die als Diener des Volkes angesehen wurden - all das waren die funktionierenden Prinzipien der großen Liga. Und ob Franklin seinen Namen kannte oder nicht, spielt keine Rolle; fest steht, dass all das von einem Mann geschaffen wurde, der heute völlig unbekannt ist. Sein Name ist Deganawida.

Bevor wir darlegen, was sich bei der Konferenz in Albany abspielte, müssen wir einen Zeitsprung machen, um herauszufinden, was von dem Mann, der so großen Einfluss auf Ben Franklin ausübte, bekannt ist, dem Mann, der manchmal "Amerikas erster Philosoph" genannt wurde. Deganawida, bekannt als Friedensmacher, ist vielleicht der größte Prophet, der je in Nord- und Südamerika gelebt hat. Als Befürworter einer neuen Denkweise veränderte er die Lebensweise seiner Zeitgenossen und beeinflusste die Menschen noch Hunderte von Jahren danach. Und, wie wir sehen werden, spielen seine Umwälzungen auch in der heutigen Zeit noch eine große Rolle.

Deganawida kam aus dem Norden, er stammte von einem Volk ab, das heute als Huronen bekannt ist, und wurde in der Nähe des heutigen Kingston in der kanadischen Provinz Ontario geboren. Das Gebiet der Huronen grenzte an die Nordufer des Ontario-Sees. Es war ein schönes Land - grün und üppig. Doch zu jener Zeit herrschten brutale, blutige Fehden und Krieg unter den Woodland-Völkern des Nordostens, und sie hatten einen Punkt erreicht, an dem sich Hass und Rache wie ein Spinnennetz ausbreiteten. Jeder hegte Groll gegen jeden. Und das erforderte, dass man alles dem anderen heimzahlte, was unvermeidlich zu immer größerem Chaos und Tod führte. Keiner schien dem Strudel der Gewalt entkommen zu können. Die Menschen waren geistig und physisch erschöpft.

Aus mündlicher Überlieferung, die von Generation zu Generation weitergegeben und schließlich im 19.Jahrhundert zu Papier gebracht wurde, erfahren wir einiges über diesen großen Mann.

Deganawidas Mutter und Großmutter sollen arm gewesen sein und allein in einer kleinen Hütte außerhalb des Huronen-Dorfes gewohnt haben. Alle ihre Verwandten, so heißt es, waren tot, Opfer des Kriegs. Eines Tages stellte die wachsame Mutter fest, dass ihre Tochter ein Kind zur Welt bringen würde, und war darüber verbittert. Sie machte ihrer Tochter heftige Vorwürfe, dass sie nicht ordnungsgemäß geheiratet habe und Schande über sie bringen werde. Die Tochter behauptete jedoch steif und fest, sie habe noch nie mit einem Mann geschlafen, und war auch tatsächlich noch Jungfrau. Natürlich konnte ihre Mutter ihr das kaum glauben - der sich wölbende Leib ihrer Tochter bewies das Gegenteil - und sie züchtigte sie gnadenlos. Aber eines Nachts hatte sie einen prophetischen Traum.

Der Traum der Großmutter
In ihrem Traum sagte ihr ein göttlicher Bote, dass sie ihrer Tochter unrecht tue, weil sie ihr nicht glaube. Außerdem erzählte er ihr, dass ihre Tochter einen Jungen zur Welt bringen würde, den sie Deganawida nennen sollten. Er würde unter Fremden aufwachsen und einen großen Friedensbaum aufrichten. Aber er würde auch eines Tages indirekt Ursache für die Vernichtung der Huronen sein. Nach dem Erwachen entschuldigte sich Deganawidas Großmutter bei ihrer Tochter und erzählte ihren Traum. Da nach der Prophezeiung das Kind indirekt der Grund für den Untergang der Huronen sein sollte, trafen sie nach langem Überlegen eine schreckliche Entscheidung: Das Baby sollte gleich nach der Geburt getötet werden.

An dem Tag, an dem das schreiende Baby auf die Welt kam, trugen sie es zu einem Fluss, der zugefroren war, was zu dieser Jahreszeit ungewöhnlich war. Nachdem sie ein Loch in das Eis gebrochen hatten, warfen sie das Kind in das eiskalte Wasser. Dann kehrten sie schweren Herzens zu ihrer Hütte zurück. Aber als sie am nächsten Morgen erwachten, stellten sie fest, dass das Kind nicht, wie erwartet, ertrunken war, sondern friedlich zwischen ihnen ruhte. Zweimal noch versuchten sie, es auf die gleiche Weise umzubringen, doch jedes Mal fanden sie am Morgen das Kind unversehrt vor. Tief erschüttert dachten sie über diese unnatürlichen Vorgänge nach und entschieden, dass es wohl der Wille des Herrn des Lebens war, dass der Junge leben sollte. So zogen sie ihn auf und gaben ihm den Namen Deganawida, das bedeutet Er-der-denkt, wie der Traumbote der Großmutter aufgetragen hatte. Als der Junge größer wurde, zeigte sich, dass er ein außergewöhnliches Kind war und ein nachdenkliches tiefgründiges Wesen besaß. Doch die anderen Huronen betrachteten den intelligenten, aber introvertierten Jungen als einen Außenseiter. Ein Grundproblem war, dass er kein Interesse am Krieg hatte. Deganawida, der immer mit dem Krieg konfrontiert war, sah darin nicht viel mehr als Kinderstreitereien. Während die anderen Jungen ihre Kriegskünste trainierten, entwickelte er eine Philosophie, die eines Tages als das Große Gesetz des Friedens bekannt werden sollte.

Doch seine Außenseiterrolle hatte auch noch andere Gründe. Trotz seines wachen Intellekts und seines guten Aussehens hatte Deganawida einen großen Makel, der in einer Kultur, die Wert auf eine gute Rede legte, besonders schwer wog: er stotterte. Als er alt genug war, verließ er das Land der Huronen und reiste südwärts. Er überquerte den Wasserweg, den wir jetzt St. Lorenzstrom nennen, zog durch die Adirondack-Berge und gelangte zum Land der "Feuerstein-Menschen", der Mohawk. Dort suchte er Anhänger für seine Denkweise, die vielen sicherlich befremdlich erscheinen musste. Die Mohawk, ein fortschrittliches, aber höchst aggressives Waldvolk, hatten lange mit ihren brutalen Nachbarn, den Onondaga, im Krieg gelegen. Ein überlebender Mohawk war ein Mann namens Hiawatha.

Eine der unseligsten Ironien in bezug auf die Geschichte von Deganawida und den Irokesenbund ist die verbreitete falsche Vorstellung von der Identität Hiawathas. Dies kann dem amerikanischen Autor Henry Wordsworth Longfellow angelastet werden. Als er sein berühmtes Gedicht über die Indianer von Algonquian schrieb, The Song of Hiawatha (1855), setzte er ganz bewusst anstelle des mythischen Helden von Algonquian, Nanabozho, wie in einer früheren Skizze, den Namen Hiawathas. Damit war der Schaden nicht mehr auszumerzen. Seit damals wurde nie geklärt, wer der wahre Hiawatha gewesen war.

Als ihm Deganawida das erste Mal begegnete, war der echte Hiawatha voller Hass auf die Menschen. Erst vor kurzem waren seine Frau und sieben Töchter von dem verhassten Kriegsführer der Onondaga, Ododarhoh, getötet worden. Hiawatha war darüber außer sich und lebte allein tief im Wald, lauerte arglosen Reisenden auf und verzehrte sie. Zu dieser Zeit war der zeremonielle Kannibalismus ein Teil des Krieges. Ein Krieger, der im Kampf siegreich war, verspeiste des öfteren das Herz oder andere Organe eines besiegten Feindes, um den Mut des Gegners auf sich zu übertragen. Aber Hiawathas "Fleischeslust" hatte sich zu etwas weit Grauenhafterem ausgewachsen. Als Deganawida ihn im Wald entdeckte, schleppte der Mohawk gerade eine Leiche in seine Hütte. Eine Frau namens Jikonsaseh hatte Deganawida schon vorher von diesem Kannibalen erzählt. Sie besaß eine Hütte in der Nähe eines Weges, die als Wegstation von Kriegern benutzt wurde, wenn sie zu den Schlachtfeldern eilten. Sie war Leiterin des Ganondagan State Historic Site in Victor, New York und laut Pete Jemison "genauso ein Teil des Bösen, das geschah, wie diejenigen, die es taten, weil sie von den Geschichten lebte". Nachdem sie aber Deganawidas Botschaft vernommen hatte, war sie die erste, die sie akzeptierte. Bis heute bezeichnen die Irokesen sie liebevoll als die "Mutter der Nation".

Informiert durch Jikonsaseh, war Deganawida nicht überrascht, als er im Wald auf die Hütte des Massenmörders stieß. Deganawida kletterte aufs Dach und spähte durch den Kamin. Unten zerstückelte Hiawatha den Leichnam und kochte ihn, als er plötzlich im Kochtopf das Spiegelbild eines Gesichts erblickte. Es war das von Deganawida, aber Hiawatha hielt es für sein eigenes. Er war fasziniert von der Reinheit dieses Gesichts und fand, dass es im Widerspruch zu dem stand, was er tat. "Dieses Gesicht und das, was ich tue, passen nicht zusammen", rief er aus und beschloss in diesem Moment, nie mehr Menschenfleisch zu essen. Er trug den Topf hinaus und leerte ihn in einiger Entfernung von der Hütte aus. Als Hiawatha zurückkehrte, kletterte Deganawida vom Dach und verstrickte den Mohawk in eine Unterhaltung. Im Laufe des Gesprächs trug der Prophet seine Friedensvision und neue Lebensphilosophie vor, die als Ne Gayaneshagowa, als Great Commonwealth oder als Großes Gesetz von Gleichheit und Gerechtigkeit und Wohlergehen bekannt ist. Es schließt drei doppelte Prinzipien ein. Das erste ist das Ne Skenno - Gesundheit von Leib und Seele, Frieden zwischen Individuen und Gruppen. Das zweite, Ne Gaiihwiyo - Rechtschaffenheit im Verhalten, ihre Befürwortung in Wort und Tat; Gleichheit und Gerechtigkeit bei der Regelung der Rechte der Menschen. Das dritte, Ne Gashedenza - Beibehaltung physischer Stärke oder Macht und Orenda oder Zaubermacht von Menschen und Institutionen. Später wurde Deganawidas Philosophie in die Bereiche Gesundheit und Verstand (Gesundheit von Körper und Seele), Gesetz (kodifizierte Gerechtigkeit, um bestimmte Fälle zu regeln) und Autorität (die das Vertrauen vermittelt, dass die Gerechtigkeit siegen wird) umgesetzt.

Nachdem Hiawatha Deganawidas Ideen kennengelernt hatte, durchlief er eine wirklich grundlegende persönliche Veränderung. Sein überwältigendes Leid und sein Hass wurden durch die Vision des Propheten vom Frieden buchstäblich hinweggefegt. Deganawida begrub das Beil, bildete einen Staatenbund und verkündete mit seiner schweren Zunge, dass sie den Krieg und die Leiden beenden könnten.

Es heißt, Hiawatha habe sich damals spontan entschlossen, Deganawida zu folgen und nannte ihn den Friedensmacher. Wenn Deganawida jemand anderen für so eine wichtige Rolle vorgesehen hätte, hätte sein Plan nie funktioniert. Aber Hiawatha war ein gutaussehender Mann, der das besaß, was man als Charisma bezeichnet. Während der Prophet manchmal alle Mühe hatte, sich zu äußern, war Hiawatha sehr redegewandt, besaß Schlagfertigkeit und Überzeugungskraft. Hiawatha wurde Deganawidas Partner und Stimme. Er war, um es modern auszudrücken, der perfekte Strohmann.

Um 1880 legte Seth Newhouse, ein Onondaga, der im Grand River Six Nations-Reservat in Kanada lebte, in sogenanntem indianischen Englisch eine Version der Geschichte der Gründung der Liga und ihrer Verfassung vor. 1916 veröffentlichte Arthur C. Parker im New York State Museum Bulletin eine bearbeitete Fassung in Englisch. Parker war ein Seneca. Sein Text handelt davon, wie der Prophet seine zeremoniellen Worte über den Großen Frieden vollendete, Hiawatha 13 Muschelreihen oder Wampums gab und folgendes sagte:

Der große Frieden
Mein jüngerer Bruder, diese 13 Muschelreihen sind jetzt vollendet. In Zukunft sollen sie so benutzt werden: Sie sollen in der Hand gehalten werden, um den Sprecher an jeden Teil seiner Rede zu erinnern . . . Mein jüngerer Bruder, wir werden jetzt unsere Gesetze machen, und wenn alle gemacht sind, werden wir die Organisation, die wir ins Leben gerufen haben, der Große Frieden nennen. Das soll die Macht darstellen, die zwischen Brüdern Krieg und Raub abschafft und Frieden und Ruhe bringt.

Hiawatha erwiderte, das, was Deganawida ihm gesagt habe, sei gut, und er stimme seinen Worten zu. Dann schlug Deganawida vor, dass sie einen Friedensgesang komponieren sollten. " Wir werden ihn auf unserer Reise zur Besänftigung von Ododarhoh singen", sagte er. Hiawatha war schockiert, denn Odordarhoh war der grausame Häuptling der Onondaga, der für den Tod von Hiawathas ganzer Familie verantwortlich war.

Bevor sie Ododarhoh gegenübertraten, beschlossen sie, sich zuerst an die Mohawk, Oneida, Cayuga und Seneca zu wenden. "Mein jüngerer Bruder", sagte Deganawida, "wir werden jetzt dem Rat der Mohawk den Plan vortragen, den wir entwickelt haben, unseren Plan, eine Konföderation zu bilden und das Haus des Friedens zu bauen. Wir müssen dafür unbedingt die Meinung des Rats erfahren und benötigen seine Zustimmung, um weiterzumachen." Hiawathas gute Beziehung zu den Mohawk erleichterte diesen Teil von Deganawidas Strategie, denn Hiawathas verstorbene Frau war die Tochter des Mohawk-Häuptlings gewesen.

Durch Hiawatha erklärte Deganawida den Mohawk, er sei vom Herrn des Lebens, von dem wir alle abstammten, gesandt worden, um den Großen Frieden zu schaffen. Er redete davon, einen Bund aller Nationen ins Leben zu rufen. Er sagte ihnen, alle Häuptlinge müssten rechtschaffene Männer sein und sehr geduldig."

Einer der Mohawk-Häuptlinge erklärte, dass alles, was Deganawida sagte, "sicherlich wahr sei und wir nicht widersprechen können". Was sie jedoch wollten, war ein Beweis, dass der junge Revolutionär vor ihnen tatsächlich von dem Herrn des Lebens gesandt worden war. Deganawida war einverstanden, diesen Beweis zu liefern. Eine der Kräfte, die der Herr des Lebens ihm verliehen hatte, war die Beherrschung seines Todes. Um dies zu beweisen, schlug er vor, dass er zur Spitze eines Kiefernbaumes klettern würde, der in den reißenden Mohawk-Fluss hineinragte und sie dann den Baum fällen sollten. Der Test wurde akzeptiert. Eine große Menge beobachtete, wie er verschwand. Sie dachten, er sei ertrunken.

Als die Nacht hereinbrach und Deganawida immer noch nicht aufgetaucht war, war man sicher, dass er tot war und die Mohawks freuten sich, dass seine Behauptungen falsch gewesen waren. Aber am nächsten Morgen sahen einige Krieger, wie Rauch aus einer unbewohnten Hütte aufstieg. Sie näherten sich vorsichtig, spähten durch eine Luke und erblickten Deganawida. Er war kein Geist, das war eindeutig. Er: war genauso lebendig wie sie und bereitete sich sein Frühstück zu. Die Beobachter rannten ins Dorf zurück, um ihre Entdeckung mitzuteilen. Bevor der Tag zu Ende ging, waren alle davon überzeugt, dass Deganawida tatsächlich der war, der zu sein er behauptete.

Die Ältesten der Mohawk schlugen vor, dass ihr Plan einer Union der Stämme ihren Feinden, den Oneida oder "Volk des Steins" vorgetragen werde, um festzustellen, ob sie auch daran interessiert wären. Als deren Häuptling, Odatshedeh, befragt worden war, sagte er: "Ich werde diesen Plan prüfen und euch morgen antworten." Morgen bedeutete nach damaligem Sprachgebrauch ein Jahr. Nach Ablauf dieser Zeit erteilte der Oneida-Rat seine Antwort. Die Oneida wollten sich anschließen.

Über einen Zeitraum von fünf Jahren standen die Mohawk, die Oneida, die Cayua und die Seneca, zum großen Teil wohl hauptsächlich deshalb, weil sie kriegsmüde waren, im Banne von Deganawidas Vision von einem Großen Commonwealth. Schließlich standen nur noch die Onondaga und ihr aggressiver Häuptling, Ododarhoh, der Verwirklichung der Vision des Propheten im Wege. Spione hatten über ihn berichtet: "Ododarhoh hat sieben verkrüppelte Körperteile, in seinem Haar winden sich Schlangen, und er ist Kannibale." Jeder wusste, dass die Liga ohne die Onondaga nicht funktionieren könnte, da sie zwischen den anderen Stämmen angesiedelt waren.

Deganawida wandte sich dann an den Rat der Vier Nationen. "Ich bin Deganawida", sagte er. "Und mein jüngerer Bruder ist bei mir. Wir beide legen euch jetzt die Gesetze vor, die für den Bund ausgearbeitet wurden. Die Embleme der Häuptlinge sollen die Geweihstangen von Hirschen sein. Die Titel sollen bestimmten Frauen verliehen werden, und die Namen sollen für immer in den Familien der Mutter weitergegeben werden." Dann wurden die Gesetze vorgetragen und durch Hiawatha für rechtskräftig erklärt. Deganawida trug schließlich den Gesang vor, der bei Titelverleihungen üblich war und lehrte das Volk den Gesang des Friedens und andere Gesänge. Viele Menschen sollen herbeigeströmt sein, um ihm zu lauschen, und erlebten, dass der Orenda oder der heilige Zauber dabei half, den Großen Frieden im Wind vor sich herzutragen.

Dann machten sie sich auf den Weg zu den Onondagas. Als die Expedition die Grenzen des Gebiets der Onondaga erreichte, wurde ein Feuer angezündet, was als übliches Warnzeichen galt. Doch die Nachricht ihres Kommens war ihnen bereits vorausgeeilt. Die Onondaga wussten auch bereits Bescheid über den bevorstehenden Zusammenschluss der vier ehemals feindlichen Nationen, sie hatten dies mit großem Interesse verfolgt. Die Onondaga und ihre Häuptlinge begrüßen Deganawida, Hiawatha und ihre Begleiter. Gemeinsam begaben sie sich dann zu Ododarhoh.

Deganawida schritt auf Ododarhohs Hütte zu und vollbrachte ein großes Wunder der Versöhnung. Die Menge um ihn herum verstummte, als er den Gesang des Friedens vortrug. Der gefürchtete Häuptling zeigte sich und lauschte dem Gesang des Propheten. Seine Gesichtszüge verwandelten sich von Ärger in Trauer. Als Deganawida seinen Gesang beendet hatte, ging er auf Ododarhoh zu und streckte voller Mitleid die Hand nach ihm aus. Ododarhoh ließ es zu, dass der Prophet sein Gesicht mit der Hand berührte. Durch sanfte Überredungskunst kämmte er symbolisch die Schlangen - das Böse und die wirren Gedanken - aus seinem Haar, bis Ododarhohs Geist wieder normal war. So verwandelt erklärte sich Ododarhoh zu einem der Jünger von Deganawida, und der ganze Stamm der Onondaga, der sich über die erstaunliche Wandlung seines Häuptlings wunderte, folgte ihm auf dem Weg zum Großen Frieden. Der Prophet ernannte ihn zum Hüter des Feuers der neuen Konföderation, das, wie er sagte, immer bei den Onondaga brennen sollte. Diese Stellung des "Feuerhüters", die der des Vorsitzenden des US-Senats vergleichbar ist, machte Ododarhoh zu einem der mächtigsten Männer beim neuen Stamm der Irokesen.

Der stotternde Deganawida, der Outsider der Huronen, war nicht nur ein Visionär, sondern hatte sich auch als politisches Genie bewährt. Dank seiner Initiative kam die Liga der Fünf Nationen zustande. Genau wie heute die Bewohner der fünfzig Staaten Amerikas Bürger des nordamerikanischen Bundesstaats sind, wurden die Seneca, Mohawk, Onondaga, Oneida und Cayuga Bürger der Liga.

Sie nannten sich Volk des Langhauses. Dieser Name bezog sich auf ihre hübschen Gemeinschaftswohnungen. Diese Langhäuser hatten einen Vorder- und Hintereingang und bestanden aus Baumstämmen, die mit Ulmenrinde verkleidet waren, mit einem Dach aus Bastfasern des Hickorybaums. Mehrere Familien wohnten in einem dieser geräumigen Häuser, hatten eine gemeinsame Feuerstelle und lebten miteinander.

Da die Liga im Grunde aus Dörfern bestand, die sich von Osten nach Westen an einem ausgetretenen Waldweg befanden, wurde das Langhaus ein wichtiges Symbol der irokesischen Kultur. Die Mohawk waren Hüter des östlichen Eingangs, die Seneca des westlichen. Bei der Zeremonie zur feierlichen Gründung der Konföderation legte der Prophet das Programm dar. Die Bürger der neuen Nation hatten sich in einer kühlen Waldlichtung um ihn geschart, als er folgendes sagte:

Die weißen Wurzeln des Friedens
Ich bin Deganawida und pflanze zusammen mit den Anführern der Liga der Fünf Nationen den Baum des Großen Friedens. Ich pflanze ihn in deinem Gebiet, Ododarhoh, im Gebiet der Onondaga, die das Feuer hüten.

Ich taufe diesen Baum den Baum der Großen Langen Blätter. Unter dem Schatten dieses Baumes des Großen Friedens verteilen wir die weiche weiße Feder der Distel als Sitzplätze für dich Ododarhoh und deine Häuptlinge, deine Verwandten. Ihr werdet hier sitzen und das Ratsfeuer der Konföderation der Fünf Nationen bewachen.

Der Baum des Großen Friedens hat Wurzeln geschlagen, und der Name dieser Wurzeln lautet 'Große Weiße Wurzeln des Friedens'. Wenn irgendein Mann irgendeiner Nation, die nicht zu den Fünf Nationen gehört, den Wunsch verspüren sollte, den Gesetzen des Großen Friedens zu gehorchen, möge er die Wurzeln bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgen und soll willkommen sein, unter dem Baum der Langen Blätter Schutz zu suchen.

Der Rauch des Ratsfeuers der Liga soll immer zum Himmel aufsteigen und ihn durchdringen, so dass alle Nationen dieses Feuer des Großen Friedens entdecken mögen.

Ich, Deganawida, und die Anführer der Konföderation, entwurzeln jetzt den größten Kiefernbaum, und in die daraus entstehende Grube werfen wir alle unsere Kriegswaffen. Wir versenken alle Waffen des Streits in die Tiefen der Erde, in die tiefen unterirdischen Gewässer, die in unbekannte Gegenden fließen. Wir entziehen sie für immer dem Blick und pflanzen den Baum neu ein. So soll der Große Frieden eingeleitet werden, und die Fünf Nationen sollen nie wieder Feindseligkeiten kennen, sondern nur noch Frieden zwischen Verbündeten genießen.

In der von Deganawida geschaffenen Regierung diskutierte jede der fünf Nationen ihre Vorschläge erst auf nationaler Ebene. Nachdem der Dorfhäuptling die Ansichten der Mehrheit der Männer und Frauen sondiert hatte, wurde von allen Häuptlingen über den Antrag abgestimmt. Sobald auf Stammesebene ein Konsensus gefunden worden war, wurde über den Antrag auf Bundesebene entschieden, das heißt vom Großen Rat der Liga. Angelegenheiten der Außenpolitik waren dem Großen Rat vorbehalten. Der Rat beriet über wichtige Angelegenheiten nach festen Vorschriften und Verfahrensregeln und ließ sich bei seinen Entscheidungen stets von Präzedenzfällen leiten. Die Häuptlinge der Liga waren entsprechend dem Stamm in drei Gruppen unterteilt.

Wenn eine Angelegenheit dem Rat vorgetragen wurde, wurde diese zuerst von der einen Seite abgewogen und dann "über das Feuer" an die andere weitergegeben. Wenn eine Einigung erzielt war, übergaben sie die Angelegenheit dem Feuerhüter zur Sanktionierung. Als Feuerhüter beriefen die Onondaga die Versammlung ein, bereiteten die Tagesordnung vor und stellten den Vorsitzenden.

Wenn die anderen Stämme mit einer Maßnahme einverstanden waren, mussten die Onondaga aufgrund des Großen Friedens die Entscheidung akzeptieren. Wenn sie nicht einverstanden waren, durften sie ihr Veto einlegen und konnten verlangen, dass die Maßnahme nochmals überdacht wurde. Wenn die gleiche Entscheidung ein zweites Mal gefällt wurde, hatten die Onondaga allerdings keine andere Wahl, als zuzustimmen.

Der Rat trat gewöhnlich im Sommer zusammen. Bei diesen Sitzungen waren sowohl Männer als auch Frauen anwesend. Für den Fall, dass er zu einer anderen Zeit einberufen würde, wurden ebenfalls Verfahrensweisen festgelegt. Als Schutz gegen skrupellose Demagogen sorgte Deganawida für eine Reihe von Vorkehrungen. Eine davon beinhaltete, dass die öffentliche Diskussion über einen wichtigen Antrag nicht am gleichen Tag, an dem er dem Rat vorgelegt wurde, erfolgen konnte. Es musste Zeit für eine sorgfältige Prüfung bleiben. Wenn das zu prüfende Thema besonders kontrovers war, sollte es in einem Komitee, das aus je einem Vertreter jedes Stammes bestand, gründlich diskutiert werden. Redner durften nicht unterbrochen werden. Diese stellten ihren Standpunkt dar und hofften, durch Glaubwürdigkeit die anderen zu überzeugen. Oft bedienten sie sich auch rhetorischer Methoden wie Ursache und Wirkung, reductio ad absurdum und Widerlegung durch Vorlage zusätzlichen Beweismaterials, das im Widerspruch zu dem von der Gegenpartei präsentierten stand. Sobald ein Redner seinen Vortrag beendet hatte, trat eine kurze Bedenkpause ein, für den Fall, dass etwas Wesentliches vergessen worden war. Und damit keine Überreaktion aufgrund von Erschöpfung entstand, durften die Diskussionen im Rat nur bis Sonnenuntergang dauern.

Die Gebiete jeder der Fünf Nationen und jeder Nation, die sich später anschloss, wurden zum Souveränitätsgebiet der Liga bestimmt. Dies wurde durch eine gemeinsame Schüssel symbolisiert, auf der ein Biberschwanz lag. "Es ist verboten, dass hier auf dieser Schüssel vor uns ein Messer liegt, oder dass hier Blutspuren, die von dem Messer verursacht wurden, zu finden sind", sagte der Friedensmacher. "Lasst uns statt dessen lieber unsere Hände benutzen."

Um die in der Liga zusammengefassten Stämme noch enger miteinander zu verknüpfen, richtete er ein System von Clans ein, das über die Grenzen der Fünf Nationen reichte. Jedem Clan stand eine angesehene ältere Frau vor. Diese Clans, die den Namen Bär, Wolf, Falke, Schildkröte und ähnliche trugen, halfen dabei, uralte Rivalitäten beizulegen. Es wurden 49 Häuptlingsposten geschaffen, die nur von Männern besetzt wurden und die meisten Clans repräsentierten. Die irokesische Gesellschaft gründete auf dieser Ordnung. Jeder Clan setzte sich aus einer Frau und ihren Kindern und den Kindern ihrer Töchter zusammen. Ihr Mann war Mitglied des Clans seiner Mutter, und die Kinder ihrer Söhne waren Mitglieder der Clans ihrer Frauen. Das Farmland, das Getreide, Bohnen, Kürbisse, Beeren, Nüsse und Wurzeln hervorbrachte, gehörte den Frauen gemeinsam.

Mit dieser hervorgehobenen Rolle der Frauen in der neuen Gesellschaft war Deganawida erneut seiner Zeit um Jahrhunderte voraus. Doch das größte Privileg, das er ihnen einräumte, war das Wahlrecht, das sie sonst in keiner Nation jener Zeit genossen. Sie waren sogar berechtigt, für ihre Kinder zu wählen. Bei Ratsversammlungen konnten die Frauen Diskussionsthemen vorschlagen und besaßen das Recht, Häuptlinge und andere Sachem zu ernennen. Auch wenn die Nominierten bestätigt und durch die Beamten des Bundesrats in ihr Amt eingesetzt waren, konnten sie durch eine ältere Frau des Clans wieder abgesetzt werden. Dies funktionierte wie folgt: Die Anführerin des Clans suchte zuerst den Würdenträger auf und forderte ihn auf, auf den Pfad der Rechtschaffenheit und der Pflicht zurückzukehren. Wenn er diese Warnung nicht ernst nahm, wandte sie sich an ihren Bruder oder an den ältesten Sohn als Vertreter der Männer des Clans, und mit ihm zusammen begab sie sich erneut zum Häuptling, um ihn zu warnen. Wenn er sein Verhalten dann immer noch nicht ändern wollte, ging die Frau zum obersten Krieger des Clans. Zu dritt teilten sie dann dem widerspenstigen Häuptling mit, dass er an einem bestimmten Tag vor dem Stammesrat zu erscheinen habe. Er wurde dann vom obersten Krieger gefragt, ob er bereit sei, sich dem Wunsch des Clans zu fügen oder nicht. Wenn er es ablehnte, wurde er auf der Stelle seines Amts enthoben. Der oberste Krieger nahm ihm dann die Hörner, die Symbole seiner Führerrolle, weg.

Ein weiteres Novum bei den Irokesen war die Adoption gefangener Fremder, was dann möglich war, wenn eigene Kinder im Krieg getötet worden waren. Dadurch veränderte sich natürlich die Bevölkerungsdichte der Liga. Aber nicht nur andere Indianer, sondern auch Europäer wurden adoptiert. Insbesondere Franzosen waren empfänglich für das "wilde Leben", sobald sie es kennengelernt hatten. Gefangene und Überläufer wurden adoptiert oder getötet, je nachdem, wie die Älteste des Clans entschied, was wiederum die Macht der Frauen in der neuen Gesellschaft beweist.

Den irokesischen Staatsmännern wurde von Deganawida geraten, eine Haut so dick wie sieben Daumen zu haben, um gegen Geschwätz und Kritik gefeit zu sein. Ein Häuptling musste bei der Ausübung seines Amts vor allem das Wohlergehen der Menschen im Kopf haben und sich um die Sympathie des Volkes bemühen.

Die Beschlüsse der Liga wurden öffentlich bekanntgegeben, und es wurde auch öffentlich um Unterstützung und Billigung geworben. Die Entlassung eines Häuptlings konnte aufgrund von Misstrauen in seine Amtsführung erfolgen, aber auch wegen Geisteskrankheit. Wenn dies der Fall war, fand eine feierliche Zeremonie statt, um dem Sachem den Titel abzuerkennen und diesen einem neuen Häuptling zu verleihen.

Die Namen der ursprünglichen 49 Häuptlinge wurden von Generation zu Generation weitergegeben und dienten als lebender Beweis für die Geschichte der Gründung der Konföderation. Seit damals gab es immer einen Hiawatha, einen Ododarhoh und die übrigen Häuptlinge. Aber Deganawida war einmalig, keiner vermochte, je seinen Platz einzunehmen.

Trotz seiner bemerkenswerten Leistungen, die er vollbrachte, vergaß Deganawida niemals die Ehrfurcht vor der Erde. Wie Paul A. W. Wallace in The White Roots of Peace schrieb, wies Deganawida die Häuptlinge an, dass, wann immer sie sich zu einer Ratsversammlung einfanden, die Onondaga-Gebieter eine Rede halten und der Erde danken sollten, die den Menschen Lebensraum bietet, den Gewässern, den Wasserfällen und den Seen, dem Mais und den Früchten, den Heilkräutern und Bäumen, den Waldbäumen für ihre Nützlichkeit, den Tieren, die als Nahrung dienen und ihr Fell für die Kleidung zur Verfügung stellen, den großen und kleinen Winden, dem Donner, der Sonne, dem starken Krieger, dem Mond, den Boten des Schöpfers, die seine Wünsche überbringen, und dem großen Schöpfer, der da oben im Himmel wohnt, dem Menschen alle Gaben schenkt und die Quelle und der Herrscher von Gesundheit und Leben ist.

Als Deganawida seine Vision erfüllt hatte, verschwand er. Er soll in einem Kanu aus weißem Stein westwärts gepaddelt sein. Seine Anhänger beobachteten vom Ufer aus, wie der große Prophet in der untergehenden Sonne verschwand. Man weiß nicht, wann er gestorben ist, aber er soll irgendwo in der Nähe des Onondaga-Sees begraben sein. Laut der irokesischen Überlieferung waren erst fünf Jahre verstrichen, seit Deganawida die Huronen verlassen hatte, um das Friedenskabinett zu bilden. Er wäre zu der Zeit wohl ungefähr 23 Jahre alt gewesen.

Zu Deganawidas großen Lehren gehört die faszinierende Prophezeiung von den Weißen, Roten und Schwarzen Schlangen, die uns Mad Bear Anderson überliefert hat. Voll tiefer Symbolik preist diese Prophezeiung die Schlangen als Vermittler von Wissen und der damit verbundenen Macht. Es ist das Wissen vom Tod der Alten und von der Wiederauferstehung.

Prophezeiung der Weißen, Roten und Schwarzen Schlangen
Als Deganawida die Indianer in der Bay von Quinte in Ontario verließ, verkündete er den Indianern, dass ihnen eine Zeit großer Leiden bevorstünde. Sie würden ihren Führern und den Friedensgrundsätzen der Liga misstrauen, und eine große weiße Schlange sollte bei den Irokesen auftauchen und sich eine Zeitlang unter das Volk mischen, das sie akzeptieren und als Freund behandeln Würde. Diese Schlange sollte mit der Zeit so mächtig werden, dass sie versuchen würde, die Indianer zu vernichten. Sie wird beschrieben als ein Wesen, das das Lebensblut aus den Indianern saugt.

Deganawida sagte zu den Indianern, sie würden dann in einer so schrecklichen Verfassung sein, dass sie alle Hoffnung verlören. An diesem Tiefpunkt käme eine rote Schlange aus dem Norden, die sich der weißen Schlange näherte. Die weiße Schlange würde sich fürchten. Beim Anblick der roten Schlange ließe die weiße das Volk los, das wie ein hilfloses Kind auf den Boden fiele, und die weiße Schlange würde ihre ganze Aufmerksamkeit der roten Schlange widmen. Da die weiße noch so unter Schock stünde, würde sie nichts gegen die rote unternehmen. Doch dann bräche ein heftiger Streit zwischen den beiden Schlangen aus, der in einem Kampf endete. Und das Volk würde wieder Kräfte sammeln und in das Land der Hügel ziehen. Dort sollte sich das Volk versammeln und seinen Glauben und die Friedensregeln, die Deganawida aufgestellt hatte, wieder erneuern. Unter den Indianern herrschte dann große Liebe und die Bereitschaft zu verzeihen, und Indianerstämme von überall her sollten sich zu ihnen gesellen - dort im Hügelland, und sie würden ihre Freundschaft erneuern. Und Deganawida sagte, sie würden sich bei diesem Kampf zwischen der weißen und der roten Schlange neutral verhalten. Noch während sie die beiden kämpfenden Schlangen beobachteten, würden sie eine große Botschaft erhalten, die sie demütig werden ließe, und voller Demut würden sie auf einen jungen Anführer warten, einen Indianerjungen, vermutlich noch ein halbes Kind, der ein Seher wäre. Niemand wüsste, wer er sei oder woher er komme, doch er hätte große Macht, und Tausende würden ihm zuhören. Er sollte sie führen und ihnen Mut machen, wieder in ihr Land zurückzukehren, und er würde der von allen akzeptierte Führer werden. Deganawida sagte außerdem, dass sie im Hügelland, unter den Zweigen eines Ulmenbaumes, Tabak anzünden und Deganawida namentlich anrufen sollten, in der Stunde ihrer größten Not, und er würde zurückkehren. Der junge Seher sollte in Form von Grasblättern zu den Indianern reden und von allen gleichzeitig gehört werden, und wenn sich die Indianer versammelten und dem Kampf zusähen, erblickten sie, wie aus dem Süden eine schwarze Schlange vom Meer käme und vor Salzwasser triefte. Sie sollten still verharren, Atem holen und nach Norden blicken, wo die weiße und rote Schlange miteinander kämpften. Der Kampf sollte langsam beginnen, aber dann so heftig werden, dass die Berge erbeben, die Flüsse schäumen und die Fische hochschnellen würden. In diesem Gebiet gäbe es keine Blätter an den Bäumen und kein Gras mehr, und seltsame Insekten und Käfer würden die beiden Schlangen angreifen. Eine große Hitze sollte Todesgeruch erzeugen, der beiden Schlangen Übelkeit verursachen würde. Und dann, während der Knabenseher den Kampf beobachtete, greife die rote Schlange um den Rücken der weißen und reiße ihr ein Haar aus, das von einem starken Wind nach Süden getragen würde, in die wartenden Hände der schwarzen Schlange. Sie untersuche das Haar, und es verwandelte sich plötzlich in eine Frau, eine weiße Frau, die ihm Dinge erzählte, von denen er weiß, dass sie richtig sind, aber er möchte sie noch einmal hören. Nachdem diese weiße Frau alles gesagt hat, würde er sie behutsam, voller Liebe und Achtung, auf einen Felsen setzen und zornig werden über das, was er gehört hat. Also eilte er nach Norden und würfe sich mit solcher Erbitterung und Wut in den Kampf zwischen den beiden Schlangen, dass er sie besiegte. Er würde sich auf die weiße Schlange stellen und sich wie ein Eroberer in die Brust werfen. Dann sähe er sich nach einer anderen Schlange um, die er besiegen könnte. Er blickte zum Hügelland und sähe dort den Indianer, der mit gekreuzten Armen dastünde. Er würde so edel aussehen, dass der Junge wüsste, dass er nicht zu besiegen wäre. Dann blickte er ostwärts und würde für einen Augenblick von einem Licht geblendet, das viel heller wäre als die Sonne. Das Licht käme vom Osten in den Westen über das Wasser. Die schwarze Schlange würde von Grauen erfasst und zum Meer eilen. Sie sollte ins Meer tauchen und in Richtung Süden schwimmen. Kein Indianer würde sie je wiedersehen. Die weiße Schlange erwache auch wieder zum Leben, sähe ebenfalls dieses Licht und versuche, sich aufzuraffen und auf das Licht zuzugehen. Ein Teil der weißen Schlange würde nicht bleiben wollen und sich seinen Weg zum Hügelland bahnen. Dort schlösse er sich dem indianischen Volk an, erfüllt von großer Liebe, vergleichbar dem Wiedersehen mit einem verlorenen Bruder. Der andere Teil der Schlange bewege sich zum Meer, tauche dort unter und würde nicht mehr gesehen. Doch dann sollte die weiße Schlange plötzlich wieder auftauchen und langsam auf das Licht zuschwimmen. Deganawida sagte voraus, dass die weiße Schlange nie mehr eine Gefahr für die Indianer bedeuten würde. Die rote Schlange würde wieder lebendig werden und vor Furcht zittern, wenn sie das Licht erblickte. Sie würde nach Norden kriechen, eine blutige Spur hinterlassen und nie mehr in Erscheinung treten. Deganawida sagte, dass er das Licht sein und zu seinem Volk zurückkehren würde, das dann größer wäre als je zuvor.

Diese erschreckende Prophezeiung scheint die Ereignisse der letzten Jahrhunderte anzusprechen. Wörtlich genommen, könnte man sie als die Bezwingung der Indianer durch die Weißen deuten und als ihren allmählichen Untergang durch die Anpassung an die Lebensweise der Weißen. Die rote Schlange könnte im 20. Jahrhundert die "Rote Gefahr" oder den Kommunismus symbolisieren.

Der Kampf, der so heftig zwischen der weißen und der roten Schlange tobt, dass die Berge erzittern und die Flüsse schäumen, könnte auf einen Atomtest und auf die durch die Industrie verursachte Umweltverschmutzung anspielen, durch die viele Flüsse verseucht und zerstört wurden. Vielleicht stand die große Hitze, die den Gestank des Todes verursachte, für die weltweite Erwärmung?

Der Abschnitt über die Schwarze Schlange aus dem Süden, der eine Geistgöttin große Weisheiten verkündet und die die beiden kriegsmüden Schlangen aus dem Norden besiegt, könnte als ein Wiederaufleben der Schwarzen und ihrer Kultur gedeutet werden. Diese Schlange begleitet das Aufglühen des weißen Lichts, das aus dem Osten kommt, ein Symbol eines neuen Anfangs für die Indianer. Erneut finden sie ihr Glück in gegenseitiger Liebe und in der Achtung voreinander, was die Wiederkunft des Friedensmachers ankündigt. Doch das ist eine wörtliche Deutung und noch dazu eine sehr simple. Es gibt auch noch andere Interpretationsmöglichkeiten.

Zu allen Zeiten haben Schlangen in allen Religionen der Welt Weisheit und Wiedergeburt symbolisiert. Die Farben weiß, rot und schwarz waren auch die heiligen Farben der Großen Göttin, der Mutter Erde selbst. Rot symbolisiert die Wasserelemente sowie unsere eigenen Emotionen und ist am südlichen Punkt des heiligen Kreises, der bei vielen indianischen Zeremonien eine Rolle spielt, erkennbar. Weiß wird mit dem Norden und mit Geistesarbeit assoziiert. Da der kalte weiße Schnee des Nordens Reinheit bedeutet, soll er auch klares Denken bewirken. Schwarz ist die Farbe der Erde und des Westens, wo die Sonne untergeht und die dunkle Nacht anbricht. Im heiligen Kreis symbolisiert schwarz, wie die Schlange selbst, das, was sterben muss, damit eine Auferstehung stattfinden kann. So stirbt also die Schwarze Schlange, damit der Weg für das erneute Auftauchen des Friedensmachers geebnet ist. Die Rote Schlange, die ihre blutigen Eingeweide des Kummers und Herzeleids verstreut, findet ihren Weg in den kühlen Norden. Die Weiße Schlange des Intellekts teilt sich in zwei Hälften: ein Teil von ihr bleibt bei den Indianern, der andere verschwindet im Osten.

Diese Prophezeiung betrachtet die Zukunft der Indianer und der Welt, die vor ihrer größten Herausforderung steht, nämlich Überlebens, aus allen möglichen Perspektiven. Der Prophet starb, aber seine Ideen lebten fort. Über Generationen hinweg wurden die Verse des Gesangs des Friedens, auch 'Die Sechs Gesänge' genannt, von Mitgliedern der Liga gesungen, als Dank für das, was Deganawida und sein Jünger Hiawatha, geschaffen hatten.

 

GESANG DES FRIEDENS
Hai! Hai! Hai!
Erneut kommen wir, um die Liga zu grüßen und ihr zu danken;
Erneut, um den Frieden der Nationen willkommen zu heißen und dafür zu danken.
Hai, hai, hai, hai, hai!
Hai! Hai! Hai!
Erneut kommen wir, um die Verwandten zu grüßen und ihnen zu danken;
Erneut, um die Verwandten des toten Häuptlings zu grüßen und ihnen zu danken;
Hai, hai, hai, hai, hai!
Hai! Hai! Hai!
Erneut kommen wir, um die Krieger zu grüßen und ihnen zu danken;
Erneut, um die Männer der Nation zu grüßen und ihnen zu danken.
Hai, hai, hai, hai, hai!
Hai! Hai! Hai!
Erneut kommen wir, um die Frauen zu grüßen und ihnen zu danken;
Erneut, um die trauernden Frauen zu grüßen und ihnen zu danken;
Hai, hai, hai, hai, hai !
Hai! Hai! Hai!
Dem, was unsere Ahnen vollbrachten!
Hai! Hai! Hai!
Dem Gesetz, das unsere Ahnen einführten!
Oh, hört auf uns, hört, hört weiterhin auf uns, Ahnen!
Oh, hört auf uns, hört, hört weiterhin auf uns, Ahnen!

Obwohl die Irokesen kein Alphabet kannten, wurde Deganawidas Gesetzbuch oder Verfassung zum Teil aufgeschrieben. Diese und andere wichtige Texte wurden auf Wampums und Muschelreihen festgehalten. Cadawalladen Colden beobachtete, wie das funktionierte. Der Sachem "hat ein Bündel kleiner Stäbe in der Hand", schrieb er in The History of the Five Nations. "Sobald der Redner einen Absatz seiner Rede beendet hat, gibt der sachtem einem anderen sachtem einen Stab, damit er sich diesen Absatz ganz besonders merkt. Und wenn ein weiterer Absatz beendet ist, gibt er einem anderen sachtem einen Stab, und so weiter. Genauso verhält es sich bei den Antworten des Redners, das heißt jeder sachtem merkt sich die Antwort zu dem ihm anvertrauten Absatz und hilft dem Redner weiter, wenn ihn sein Gedächtnis im Stich lässt."

Ein- bis zweimal pro Jahr wählte der irokesische Sachem einen aufstrebenden jungen Mann aus und führte ihn zu einer Wiese. Dort wurde dem jungen Mann die Bedeutung des Wampum beigebracht. Auf diese Weise wurde der Code von Deganawida von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Im allgemeinen wird Hiawatha das Verdienst zugesprochen, dieses System des Memorierens erfunden zu haben, das auch angewandt wurde, um die Ergebnisse wichtiger Zusammenkünfte zu registrieren.

Auch wenn es zwischen den einzelnen Nationen gelegentlich Streit gab, hielt sich Deganawidas Friedenstraum über Generationen in den Fünf Nationen, die in diesem Waldgebiet zusammenlebten. In vielerlei Hinsicht war dies eine idyllische Welt. Die Frauen besorgten den Getreideanbau, da man glaubte, ihre Fruchtbarkeit übertrage sich auf Getreide, Bohnen, Samen, Beeren, Ahornzucker und Tabak. Die Männern kümmerten sich um Handel, Diplomatie -Krieg. Wie der Friedensmacher vorausgesehen hatte, verlieh die Liga den Irokesen große Kraft und Wohlstand. Die Mitglieder der Liga waren unter den symbolischen Ästen des Baums der Großen Langen Blätter geborgen. Doch die Menschen, die nicht ihrer Liga angehörten, waren Freiwild für sie. Wie jede Großmacht demonstrierte die Liga anderen Nationen gegenüber ihre Überlegenheit. Stämme, die mit ihr in Konflikt gerieten, wurden dreimal höflich aufgefordert, sich dem Großen Frieden anzuschließen. Father Le Jeune berichtete in seinem Buch Jesuit Relations von einem Versuch, 1642 einen Vertrag mit den Franzosen auszuhandeln. "Hört mir zu", schrie ein sachtem von einem Kanu mitten auf dem Wasser: "Ich möchte mit allen Nationen hier Frieden aushandeln . . . Das Land soll friedlich sein, der Fluss keine Wellen mehr aufwirbeln, man soll sich ohne Furcht überallhin begeben können." Wenn die Fremden nach dreimaliger Aufforderung immer noch nicht bereit waren, sich ihnen anzuschließen, durften die Irokesen zum Angriff übergehen.

Anfang des 17. Jahrhunderts wollte Samuel de Champlain hier das Neue Frankreich schaffen. Er fuhr den St. Lorenzstrom hinauf und handelte mit Fellen. Doch dann beging er einen verhängnisvollen Fehler, als er sich den Kriegern der Huronen und Algonkin in einem Kampf gegen ihre Erzfeinde, die Irokesen, anschloss, der in Ticonderoga ausgetragen wurde. Die Bezeichnung Irokese ist eine französische Verunglimpfung des algonkinischen Begriffs "Giftschlangen". Champlain soll persönlich zwei Häuptlinge der Mohawk getötet haben. Die mächtigen irokesischen Krieger flohen aus Angst vor den europäischen Feuerwaffen.

Die Franzosen sollten Champlains Vorgehen noch bedauern. Sein Eingreifen bedeutete mehr als hundert Jahre Feindschaft seitens der Irokesen. Abgesandte der Fünf Nationen brachten bald in Erfahrung, dass die Holländer bereit waren, alles mögliche gegen Felle zu tauschen. Sogar Gewehre. Die Irokesen reagierten schnell und schafften sich Gewehre an, was sie für ihre Feinde noch furchteinflößender machte. In dieser Zeit begann zwischen Franzosen und Engländern ein harter Konkurrenzkampf um Felle. Das gesamte 17. Jahrhundert war geprägt von dem Kampf darum, diesen lohnenden Handel unter Kontrolle zu bekommen. Die Indianer wurden in die Kolonialpolitik der Europäer miteinbezogen, da diese unbedingt mit Gütern wie Kupferkessel, Stahlmessern und Baumwollkleider im Austausch gegen Felle handeln wollten. Vor allem Biberfelle waren begehrt, die reichlich vorhanden waren. Trotzdem verlief alles recht friedlich. Doch als Biber, Nerz und Fuchs schon fast ausgerottet waren, wurde der Wettkampf unerbittlich. Die Huronen waren, was die Felle betraf, die reichsten Indianer. Sie tauschten mit nördlichen Stämmen Biberfelle gegen Getreide und Tabak. 1646 sollen sie 80 Kanuladungen nach Montreal gepaddelt haben. Aber das Land der Irokesen war Ödland. Sie fragten sich, ob die Huronen bereit sein würden, ihren Reichtum mit ihnen zu teilen. Die sachtem der Fünf Nationen entsandten Diplomaten zu ihnen, doch die Verhandlungen erwiesen sich als fruchtlos.

An einem kalten Morgen im März 1649 erfüllte sich schließlich der prophetische Traum von Deganawidas Großmutter. Mehr als tausend irokesische Krieger, bewaffnet mit vierhundert Gewehren, griffen im Morgengrauen die schlafenden Huronendörfer an. Ganze Siedlungen wurden dem Erdboden gleichgemacht. Hunderte von Menschen getötet, zwei Jesuiten-Missionare gefoltert. Viele Huronen wurden gefangengenommen und gezwungen, Irokese zu werden oder zu sterben. Lange Zeit, nachdem Deganawidas Großmutter ihren Traum gehabt hatte, in dem der Untergang ihres Volkes vorausgesagt worden war, war dieser Wirklichkeit geworden. Und ihr Enkel hatte, gemäß seiner Rolle, die Fünf Nationen zu vereinen, wie prophezeit, indirekt seinen Teil dazu beigetragen. Die Irokesen setzten ihr Zerstörungswerk beim Erie- oder Kathenstamm, und bei anderen Stämmen dieses Gebiets fort und besiedelten schließlich ein Gebiet, das vom heutigen Illinois im Westen über Maine im Osten und Tennesse im Süden reichte. Diese Kriege, die als die Biberkriege bekannt wurden, brachten den Irokesen den Ruf unerbittlicher Brutalität ein.

Aber dieser Ruf war nicht ganz berechtigt. Wie andere Autoren des 17. und 18.Jahrhunderts, behauptete auch Louis H. Morgan in seinem klassischen Werk über die amerikanische Anthropologie, League of the Ho-de-no-sau-nee, or Iroquois (1851), die Krieger der Liga seien so gefürchtet gewesen, dass andere Stämme beim bloßen Gerücht, Irokesen seien in der Nähe, das Weite suchten. Aber mehrere Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts haben bewiesen, dass dies mehr Mythos als Realität war. Francis Jennins dokumentierte durch seine für das Newberry Library Center for the History of the American Indian, durchgeführte Untersuchungen, dass viele Stämme den Kampf gegen die Irokesen aufnahmen und oft sogar sehr erfolgreich waren. "Es war mehr Schlauheit als Aggressivität, die den Irokesen die Führung unter den mit Großbritannien verbündeten Stämmen einbrachte", schreibt Jennings in The Ambiguous Iroquois Empire. "Andere Stämme waren genauso mutig und angriffslustig wie sie. . . . aber sie (die Irokesen) erzielten ihre größten Erfolge durch eine schlaue Kombination von Krieg und Handel. ..Das Instrument des Handels war die Liga."

Es ist nicht bekannt, wieviel Benjamin Franklin über die Geschichte von Deganawida und die Gründung der Liga wusste. In keiner seiner Schriften ist eine Anspielung auf den Friedensmacher zu finden. Trotzdem ist nicht auszuschließen, dass er von ihm gehört hat. Die Irokesen erwähnten ihren Gründer mit Vorliebe bei Zeremonien. Zum Beispiel enthielt der Wampum-Code der Konföderation, der oft während feierlicher Verhandlungen zitiert wurde, den Satz: "Ich bin Deganawida, und mit den Anführern der Fünf Nationen pflanze ich den Baum des Großen Friedens." Dies wurde im allgemeinen in der Sprache der Mohawk vorgetragen. Franklin war in dieser Sprache nicht bewandert, aber bei der Konferenz in Albany während der Sommermonate des Jahres 1754 waren mindestens drei Dolmetscher anwesend.

Wenn wir unsere üblichen europäischen Vorurteile fallen lassen und Franklins Worte und Handlungen in Albany näher in Augenschein nehmen, wird deutlich, dass dieser Mann, der oft fälschlicherweise "Amerikas erster Philosoph" genannt wurde, die Ideen der Irokesen verstand und respektierte. Am 28.Juni 1754 präsentierte er den Delegierten der Konferenz seine Short Hints toward a Scheme for a General Union of the British Colonies on the Continent (etwa: Kurzer Umriß eines Schemas für eine allgemeine Union der Britischen Kolonien auf dem Kontinent). Es beinhaltete, was Historiker wie Catherine Drinkger Bowen "einen Schock und eine Überraschung für die Welt, sogar noch nach der Revolution" bezeichneten. Worin bestand dieser Schock? Es war ein Regierungssystem, das stark dem der Liga ähnelte und sich ungefähr 350 Jahre gehalten hat. "Eine allgemeine Regierung", erklärte Franklin, "die in Amerika eingeführt werden und alle Kolonien umfassen soll. Unter dieser Regierung soll jede Kolonie ihre derzeitige Verfassung beibehalten." Er schlug eine Ein-Kammer-Regierung, den "Großen Rat", bestehend aus Vertretern jeder Provinz, denen ein Beamter mit Vetorecht vorstand, vor. Ein Oberster Gerichtshof wurde nicht erwähnt. Beschlüsse, die von diesem Großen Rat gefällt wurden, sollten nicht mit den Entscheidungen der Regierungen der jeweiligen Kolonie in Kollision kommen, "die sich nach ihren eigenen Gesetzen orientierten". Franklin ging nicht so weit, der Union der Kolonien vorzuschlagen, den Frauen das Wahlrecht zu gewähren. Auch sah er keine Möglichkeit der Amtsenthebung von Beamten vor. Das wurde dann später verwirklicht. Aber, so schrieb der Biograph von Franklin, Carl Van Doren: "Er bewunderte den Irokesenbund und hatte ihn als Vorbild vor Augen, als er auf die Notwendigkeit einer Union der Kolonien hinwies."

Zehn Jahre vor der Konferenz in Albany hatte Richard Peters, einer der drei anderen vom König ernannten Bevollmächtigten, an einer Ratsversammlung bei den Irokesen in Lancaster, Pennsylvania, teilgenommen. 245 Häuptlinge, Krieger, Frauen und Kinder waren zusammengekommen, um mit dem Gouverneur der Provinz Pennsylvania und dem Beauftragten von Virginia und Maryland und anderen zu verhandeln. Das Treffen dauerte ungefähr zwei Wochen, und man diskutierte über das Eindringen von Siedlern in das Indianergebiet, die englisch-irokesische Allianz gegen die Franzosen und andere Probleme, die die Liga betrafen.

Die Irokesen wurden angeführt von Canassatego, einem Onondaga-Sachem, der Hendricks Vorgänger als gewählter Sprecher des Großen Rats der Liga war. Canassatego war ungewöhnlich groß und mit sechzig Jahren immer noch sehr sportlich. Er besaß eine dröhnende Stimme und ein Charisma, das dem des großen Hiawatha ähnelte. Cadawallader Colden, der Gesandte aus New York, erklärte später, Canassatego habe ihn an die großen Griechen und Römer erinnert. Ein anderer Gesandter, Witham Marshe, schrieb, dass Canassatego "ungewöhnliches rhetorisches Talent, logische Argumentation und Verhandlungsgeschick besaß". Am Ende dieser Ratsversammlung am 4.Juli 1744 stand Canassatego auf, um sich mit folgendem prophetischen Rat an die Vertreter der Kolonien zu wenden.

Canassategos Rat
Wir müssen noch das eine sagen, und zwar, dass wir zwischen euch, unseren Brüdern, von Herzen ein Bündnis und gutes Einvernehmen empfehlen. Seid euch nie uneinig, sondern hegt treue Freundschaft füreinander, dadurch werdet ihr stärker - genau wie wir. Unsere weisen Ahnen gingen bereits ein Bündnis mit den Fünf Nationen ein. Dies brachte die Erkenntnis, dass wir ernstzunehmen sind, und verlieh uns großes Ansehen bei unseren Nachbarn. Wir sind eine mächtige Konföderation, und wenn ihr die gleichen Methoden anwendet wie unsere weisen Ahnen, werdet ihr neue Kraft bekommen. Was auch immer auf euch zukommt, haltet stets zusammen.

Franklin kannte natürlich diesen Rat. Er druckte in seiner Druckerei nicht nur die Banknoten und die offiziellen Proklamationen von Pennsylvania, sondern auch die Protokolle der Ratsversammlungen. Als der Bericht des Dolmetschers von der Konferenz in Lancaster vorlag, war er so beeindruckt, dass er 200 Exemplare mehr druckte.

Zehn Jahre nach Canassategos aufwühlendem Ratschlag unterzeichnete Franklin in Albany dann den Unionsplan. Er hielt vor den Delegierten eine Rede und betonte dabei "die Stärke der Liga, die unsere Freunde, die Irokesen, durch ein gemeinsames Band fest miteinander verknüpfte, das keine Krise, wie schwer sie auch sein mochte, bis heute hat zerreißen können".

Nachdem sich die Irokesen zurückgezogen hatten, besprachen die Delegierten der Siedler den Unionsplan Punkt für Punkt. Franklin verfasste entsprechend ihrer Eingaben einen geänderten Entwurf, der schließlich nach einer Abstimmung gebilligt wurde. Dies war noch keineswegs eine vorweggenommene Unabhängigkeitserklärung. Franklin wollte, dass das britische Parlament darüber abstimmte und das Mutterland selbst der "letzte Garant" dieses Plans sei. Franklin und seine Mitstreiter waren der Ansicht, dass eine Konzentrierung der streitsüchtigen Kolonien unter einer zentralen nordamerikanischen Regierung, die England unterstellt war, eine stärkere Macht gegenüber dem hinterhältigen Frankreich darstellte.

Aber der Unionsplan von Albany war seiner Zeit voraus. Er wurde von New York ignoriert, von Massachusetts abgelehnt und von der Versammlung in Pennsylvania am letzten Tag ihrer Sitzung, während Franklin nicht in Philadelphia anwesend war, per Abstimmung abgewiesen. Aber wie wir wissen, war die Vorstellung eines Bundesstaates auf die Dauer nicht zu unterdrücken. Ursprünglich hatte die Krone die Absicht gehabt, die Klagen der Indianer über Missstände - wie die krassen Landbetrügereien, die an der Tagesordnung waren -in Albany anzuhören und Abhilfe zu schaffen, aber die Konferenz trug eigentlich nur dazu bei, dass sich die Probleme vertieften.

Während der vergangenen zwei Jahrhunderte, als die Weißen die Indianer systematisch ausrotteten, beriefen sich die Amerikaner lieber auf die "Wildheit" der Irokesen und anderer Indianer als auf den Weitblick Deganawidas. Wenn man die intellektuellen Leistungen der Indianer leugnete oder ignorierte, ließ sich der Völkermord besser durchführen.

Ungefähr bis Anfang des 19. Jahrhunderts betrachteten intellektuelle europäisch-stämmige Amerikaner die Indianer als gleichwertig: Benjamin Franklin stand also mit seiner Meinung nicht allein.

Als 1610 der englische Forscher Henry Hudson Nordamerika den Engländern erschloss, hatte er wundersame Geschichten im Gepäck, als er in die Heimat zurückkehrte. Genauso wie Getreide, Tabak, Felle und Menschen von der Neuen Welt in die alte gelangten, taten es die Ideen. Die schwankenden Holzschiffe beförderten seltsame Menschen und Geschichten von ungewöhnlichen Bräuchen nach Europa, wo die intellektuellen Männer und Frauen sie mit Staunen zur Kenntnis nahmen.

1690 veröffentlichte der englische Philosoph John Locke, der manchmal als der intellektuelle Beherrscher des 18.Jahrhunderts bezeichnet wurde, sein Werk Two Treatises on Civil Government. Es war ein scharfer Angriff auf das ungemäße Gottesgnadentum der Könige. Locke erklärte, die Menschen seien von Natur aus frei. Demnach sei die logische Schlussfolgerung, so der einflussreiche Locke, dass kein Mensch mehr Rechte hat als ein anderer. Alle Menschen sind gleich.

Aus Briefen jesuitischer Missionare erfuhr man auch in Frankreich viel über die Indianerstämme, auch Geschichten von Pelzhändlern und Forschern verbreiteten sich. 1750 veröffentlichte Jean-Jacques Rousseau sein Traktat 'Discours' und 1753 'Discours sur l'origine et les fondements de l'inégalité parmi les hommes'. Mit diesen Essays wurde er über Nacht berühmt. Er behauptete, dass in der Geschichte der Menschheit das Stammessystem das glücklichste gewesen sei und dass nur Menschen, die sich ihre ursprüngliche Einfachheit bewahrt haben, tugendhaft und stark geblieben seien. Daraus resultierte der Begriff vom "Edlen Wilden". Wer waren diejenigen, die sich ihre Einfachheit bewahrt hatten und stark geblieben waren? Woher hatten die Europäer diese Ideen? Natürlich aus der Neuen Welt. Wie Benjamin Franklin selbst sagte: "Freiheit gedeiht am besten im Wald." Abgesehen von den hier schon dargestellten Idealen war die irokesische Konföderation auch eine Gesellschaft ohne Gefängnisse, wo die Führer die Diener ihres Volkes waren und unaufgefordertes Betreten von Privathäusern verboten war. Das waren revolutionäre Begriffe für Europäer, die noch unter dem Einfluss der Feudalherren standen, es war ein Zeugnis einer Kultur, die in vielerlei Hinsicht viel fortschrittlicher war als unsere.

Wenn man die Ideen von Locke, dem hochgepriesenen englischen Philosophen der Aufklärung, und die von Deganawida, dem unbekannten indianischen Weisen, vergleicht, erkennt man zwei grundlegende Unterschiede. Der irokesische Gelehrte Donald Grinde, Jr., drückte es so aus: "Die Worte von Deganawida beinhalten die gleichen Ideen wie jene von John Locke, aber mit mindestens einem wesentlichen Unterschied. Lockes Ideen wurden im Europa des ausgehenden 17. Jahrhunderts nicht akzeptiert, während die Irokesen schon jahrhundertelang in einem demokratischen Staat gelebt haben." Ein zweiter Unterschied besteht in ihrer Einstellung zur Erde. Der Engländer kann es in dieser Beziehung nicht mit den Irokesen aufnehmen.

Zwanzig Jahre, nachdem Franklin in Albany seinen Unionsplan vorgelegt hatte, brodelte es in den Kolonien. Sie waren verärgert über die Steuergesetze und über andere Abgaben. Ist es da verwunderlich, dass die rebellischen Kolonisten, als sie in Boston Teeballen ins Wasser warfen, sich als stolze und unabhängige Mohawk verkleideten - als lebendes Symbol der Freiheit?

Im Jahr darauf kam es in Lexington und Concord zu Kämpfen. Vertreter der informell verbündeten Kolonien trafen im August in Philadelphia mit den Vertretern der Sechs Nationen zusammen. Sie baten die Irokesen darum, sich mit den Vereinigten Staaten zu verbünden oder sich zumindest neutral zu verhalten, wenn der Unabhängigkeitskrieg ausbrechen würde. Dann brachten sie ihre Dankbarkeit zum Ausdruck. "Es ist uns ein Bedürfnis", erklärte ein Bevollmächtigter, "euch mitzuteilen, dass der Ratschlag, den ihr uns vor 30 Jahren gegeben habt. . . . tief in unseren Herzen verankert ist. Unsere Ahnen hatten die Ehre, zu erleben, wie Canassatego diese Worte sprach."

Die Irokesen fühlten sich geschmeichelt. Und im Jenseits hat wohl auch Deganawida gelächelt. Am 4.Juli 1776, 32 Jahre, nachdem Canassatego seine Worte gesprochen hatte, schlug die große Stunde für die Kolonien. Benjamin Franklin und andere Gründungsväter ratifizierten die Unabhängigkeitserklärung von Großbritannien.

Aber dann machten auch die Irokesen sich Gedanken. Die Vereinigten Staaten könnten ein viel gefährlicherer Gegner werden als 13 zänkische und unabhängige Staaten, die von einem Land jenseits des Atlantik regiert wurden. Inzwischen versuchten britische Agenten der Liga klarzumachen, dass eine Allianz mit den Amerikanern nicht in ihrem Interesse sein könne. Im Anschluss daran begingen alle bis auf zwei - die Oneida und Tuscarora - der Sechs Nationen den Fehler, sich während des Revolutionskrieges den Engländern anzuschließen. Als Reaktion darauf entsandte George Washington 1779 General Sullivan, um die Liga anzugreifen. Sullivan soll vierzig Dörfer niedergebrannt, 160.000 Scheffel Getreide zerstört und das Land verwüstet haben. Irokesische Flüchtlinge flohen ins heutige Oklahoma, nach Wisconsin und Canada. Andere schlugen sich mühsam durch, aber die Macht der großen Liga war ein für allemal ausgelöscht.

Angehörige der Sechs Nationen leben immer noch in sieben Reservaten in Canada, in Wisconsin, in Oklahoma und in New York, in den Reservaten der Ganienkeh, Oneida, Onondaga, Tonawanda, Tuscarora, Cataraugus, Allegheny und Akwasasne. Die Sechs Nationen oder Handenosaunee geben zwar ihre eigenen Pässe aus, aber vom einstigen Glanz ist nichts mehr geblieben. Zunehmend heftige interne Streitereien über Glücksspiele im Reservat unterstreichen nur, daß der große Friedensmacher von vielen seiner Leute vergessen wurde. Weshalb wurde Deganawida so beiseite geschoben? Weshalb wurden seine faszinierenden Ideen allen möglichen anderen Männern zugesprochen? Anscheinend spielen dabei verschiedene Faktoren eine Rolle. Erst jetzt, am Ende des 20.Jahrhunderts, hat die angloamerikanische Kultur damit begonnen, die bedeutende Geschichte der Amerikaner, die vor Columbus in diesem Land gelebt haben, unter die Lupe zu nehmen. Erst heute, nach fast zwei Jahrhunderten, wird uns allmählich wieder klar, dass uns die Indianer intellektuell ebenbürtig und in mancher Hinsicht sogar überlegen waren.

Viele Amerikaner stellen sich die Vereinigten Staaten als etwas Einmaliges in der Welt vor - ein Völkergemisch, eine Gesellschaft, die mit keiner anderen zu vergleichen ist. Aber wie alle Eroberer haben auch die Amerikaner das Privileg, die Geschichte neu zu schreiben. Auch wenn Deganawida ignoriert wurde, steht es außer Zweifel, dass seine Ideen die Nation, ja die ganze Welt stark beeinflusst haben. Es ist an der Zeit, die Geschichtsbücher zu Überarbeiten. Dieser große indianische Weise verdient einen ehrenvollen Platz im Pantheon der Helden. Möge Deganawida nie wieder in Vergessenheit geraten!


* Scott Peterson, Indianische Prophezeiungen, München 1993, 88 - 120