BEG aktiv Nr. 51 Jahrgang 14 März 2007
das Infoblatt des Bundes Evangelikaler Gemeinden in Österreich

Märtyrergedenken beim Goldenen Dachl

Am 25. Februar jährte sich zum 471sten Mal die Verbrennung Hutters auf dem Scheiterhaufen vor dem Goldenen Dachl in Innsbruck.
Aus diesem Anlass wurde vor dem Goldenen Dachl der Märtyrer und der zerstörten Täufergemeinden im 16. Jahrhundert in Tirol gedacht. Etwa 250 Teilnehmer nahmen daran teil, auch drei Hutterer Ehepaare aus Kanada waren mit dabei.

Im Anschluss daran fand eine gottesdienstliche Feier im alten Rathaus der Stadt Innsbruck statt, wo die Vertreter verschiedener christlicher Glaubensrichtungen ihre Stellungnahmen abgaben und ihr Bedauern über die damals geschehenen Vorfälle ausdrückten.

Angeregt hatte die Veranstaltung ein Arbeitskreis Versöhnungszeichen, bestehend aus Süd- und Nordtirolern mit verschiedenem konfessionellen Hintergrund. "Das Versöhnungszeichen soll ein Prozess der Begegnung, des Gesprächs und der geistlichen Aufarbeitung der Vergangenheit sein zwischen den Nachfahren der Hutterer und Christen römisch-katholischen und evangelischen Bekenntnisses mit Einbindung von heutigen Glaubensrichtungen, die sich selbst auch in der Nachfolge des Täufertums sehen."

Für uns als freikirchliche Gemeinden in Tirol ist der Prozess eine einmalige Gelegenheit, auf unsere geistlichen Vorfahren und unsere Wurzeln hinzuweisen. Damals war nämlich in Tirol eine richtige Erweckungsbewegung im Gang. Man schätzt, dass sich 5 bis 10 Prozent der Tiroler Bevölkerung zu den Täufergemeinden hielten. Von solchen Verhältnissen können wir heutzutage nur träumen. Freikirchliches Christsein ist nicht etwas Fremdes, das der Tiroler Kultur übergestülpt wird, sondern etwas Ureigenes. Leider ist es jedoch über die Jahrhunderte hinweg verdrängt und verschwiegen worden.

Max Eugster