( Karl Amesbauer, 8. September 1994)
Joh 21: 1-14: Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See
Tiberias. Er offenbarte sich aber so. Es waren beieinander Simon Petrus und
Thomas, der da heißt Zwilling, und Nathanael von Kana in Galiläa und die
Söhne des Zebedäus und andere zwei seiner Jünger. Spricht Simon Petrus zu
ihnen: Ich will fischen gehen. Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen.
Sie gingen hinaus und traten in das Schiff, und in derselben Nacht fingen sie
nichts.
Als es aber schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger
wussten nicht, dass es Jesus war. Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr
nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sprach zu ihnen: Werfet das
Netz zur Rechten des Schiffs, so werdet ihr finden. Da warfen sie und konnten's
nicht mehr ziehen vor der Menge der Fische.
Da spricht der Jünger, welchen
Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Da Simon Petrus hörte, dass es
der Herr war, gürtete er den Rock um, denn er war nackt, und warf sich ins
Meer, Die anderen Jünger aber kamen mit dem Schiff, denn sie waren nicht ferne
vom Lande, sondern bei zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen.
Als sie nun ausstiegen auf das Land, sahen sie Kohlen gelegt und Fische darauf
und Brot. Spricht Jesus zu ihnen: Bringet her von den Fischen, die ihr gefangen
habt! Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz auf das Land voll großer
Fische, hundertdreiundfünfzig. Und wiewohl ihrer so viel waren, zerriss doch
das Netz nicht.
Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber
unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen. Wer bist du? Denn sie wussten, dass es
der Herr war. Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen
auch die Fische.
Das ist nun das dritte Mal, dass Jesus offenbart wart den
Jüngern, nachdem er von den Toten auferstanden war.
"Kinder habt ihr nichts zu essen?" . . . Das klingt, als ob er ihnen etwas abkaufen wollte. Sie antworteten ihm: "Nein." Diese Antwort kann man auch vergleichen mit dem Beginn des geistlichen Leben - mit Bekenntnis fängt es an. Vorher noch sagte Petrus: "Ich will fischen gehen!" Und die anderen sieben Jünger, ohne sich viele Gedanken darüber zu machen: "So wollen wir mit dir gehen."
Sie fingen nichts - weil sie ihren eigenen Weg gegangen sind und den Weg Gottes noch nicht begriffen hatten. Auch wir gehen oft unsere eigenen Wege ohne Seine Wege begriffen zu haben, und bitten Ihn noch dafür um Seinen Segen. Oft wundern wir uns dann, wenn das Vorgehabte nicht eintrifft, wo wir doch nur das Beste gewollt hatten. Aber der Schöpfer lässt uns unsere eigenen Wege gehen, lässt uns an unsere eigenen Grenzen stoßen, damit wir wachsen im geistlichen Sinn, um Richtiges zu tun.
Es ist der Heilige Geist des Schöpfers, der große Dinge vollbringt. Wir sollten geistlich wachsen und uns entwickeln, damit wir eine gewisse Begegnung mit unserem Schöpfer erlangen. Jesus verlangt einmal: "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr das Himmelreich nicht erlangen." Gehen wir also fragend, mit offenem Herzen, zum Schöpfer, und nicht als solche, die schon alles wissen, sich in der Theologie auskennen, die Bibel verstehen, und anderen, "die Wahrheit nicht verstehen", das Recht, ein Christ zu sein, absprechen. Die Gemeinde - der Leib Christi - existiert und wird von Gott genährt. Aber wir wollen das oft verhindern. Wir wollen andere oft selbst ernähren mit unserer eigenen Nahrung, obwohl wir ohne den Geist Gottes nicht wirklich fähig dazu sind.
Nachdem Jesus empfohlen hat das Netz auf der rechten Seite auszuwerfen, fingen sie einhundertdreiundfünfzig Fische. Das ist ein Symbol für die ganze Menschheit. Die Menschen damals kannten 153 verschiedene Fischsorten. Der Fisch ist Symbol für einen Menschen, der an Jesus glaubt. 153 Fische bedeuten also die verschiedenen Christen. (In einer Gemeinde oder Kirche bzw. alle Gemeinden und Kirchen)
Wir wissen was die Zahlen 144 oder 144.000 bedeuten, die in der Offenbarung des Johannes vorkommen. Im großen und ganzen gibt es zwölf verschiedene Menschentypen (deshalb "zwölf Apostel", "zwölf Söhne Jakobs"). Weiter wäre zu sagen, dass jeder dieser zwölf wieder in zwölf verschiedenen Typen eingeteilt werden kann. In Wirklichkeit ist jeder einzelne Mensch eine eigene Persönlichkeit, die es kein zweites Mal gibt. Zwölf mal zwölf ist hundertvierundvierzig, das Symbol für die verschiedenen Menschentypen. Und tausend ist das Symbol für viele. Hundertvierundvierzigtausend ist also das Symbol für "viele verschiedene Menschen".
Dem gefallenen und sündigen Menschen ist jedoch die Verschiedenheit ein Hindernis, weshalb er nicht in Frieden und Harmonie mit seinesgleichen auskommen kann. Dadurch wiederum sind die Kräfte der Trennung so stark am Werk, das wir nicht viel zuwege bringen. Und deshalb "erkennt die Welt nicht, dass du mich gesandt hast"! Im Gegenteil, oft wird behauptet, dass das Christentum und so manche christliche Nationen "satanisch" seien.
Wenn wir uns aber als Christen entwickeln und wachsen, im geistlichen Sinn und in unserer Beziehung zum Schöpfer (die Zahl neun ist das Symbol für die Stufen des Wachstums), kann unsere Verschiedenheit und Individualität von großem Vorteil sein. Auch was die verschiedenen Kirchen und Gemeinden betrifft. Hundertvierundvierzig plus neun ist hundertdreiundfünfzig. Wir können uns selbst und andere aus einer höheren Sicht (von oben) sehen und verstehen. Auch verschiedene Kirchen und Gemeinden.
Durch vieles wird uns eingeredet: Es kann nur einen geben! Es kann nur eine Wahrheit geben! Vor kurzem besuchte ich einen Vortrag von einem führenden Repräsentanten des österreichischen Christentum, in dem zu hören war, dass es nur eine absolute Wahrheit geben kann. Ich behaupte hier genau das Gegenteil. Es kann nur viele geben, die sich respektieren, wertschätzen und zusammenarbeiten für eine bessere, friedvollere Welt. Durch die vielen verschiedenen Fische wird das Netz zwar stark strapaziert, aber es zerreißt nicht, wiewohl ihrer so viel waren (sind). Ganz im Gegenteil. Die Gemeinde wird durch die verschiedenen Fische genährt - alle werden satt -, weil jeder Fisch Spezielles zu bieten hat, wir einander brauchen und weiterhelfen können, unsere und im weiteren auch Menschheitsproblehme lösen werden können.
Das Reich Gottes wird gerade durch die Verschiedenheiten und trotz scheinbarer Gegensätze vollendet. Die scheinbaren Gegensätze sind eigentlich Ergänzungen, die zusammenpassen. Es ist nicht notwendig, unsere Individualität aufzugeben. Der gesamte Leib wird gesund sein und gedeihen.